Originaltitel: Just My Luck
Kinostart: 18.08.2006
Die Schöne und das Leid
Die Legende sagt, der junge Siddharta, der einmal Buddha werden sollte, sei von seinen Eltern vom Leid ferngehalten und in einer Scheinwelt aus Schönheit und Freude aufgezogen worden. Umso umwälzender war dann aber die Erfahrung für ihn, als er das erste Mal mit dem Leid in der Welt konfrontiert wurde.
Ähnlich geht es Ashley. Ihr ganzes Leben schon reitet sie auf einer Woge des Glücks und hat sich eigentlich nie Gedanken gemacht, woher es kommen mag. Wie selbstverständlich nimmt sie hin, dass ihr Traumkleid und dazu passender -mann einfach vor die Füße fallen und jedes Lotterielos eine sichere Geldanlage ist.
Im Gegensatz dazu kennt Jake nur das Dasein auf der Schattenseite des Leben. In seinem kleinen Job baut er einen Unfall nach dem anderen, und der Band, deren Freizeit-Agent er abgibt, ist er mehr Sabotage denn Hilfe. Als er sich auf eine von Ashley als Maskenball inszenierte Party schleicht, um endlich an den großen Musikboss zu kommen, hat er jedoch auf einmal Glück, denn er und Ashley küssen sich, und fortan klebt ihr Glück an ihm.
Das Prinzesschen lernt nun zum ersten Mal die Kehrseite der Medaille kennen, als ihr Job, Wohnung und Freund in kürzester Zeit flöten gehen. Sie macht sich schließlich auf die Suche nach dem Ex-Loser und lernt dabei viel über das wahre Glück im Leben.
Schon im alten Rom gab es einen Feiertag, an dem der Herr den Sklaven bediente und so die steinernen Verhältnisse kurzeitig tanzten,. In der Neuzeit findet sich sein Gegenstück im Karneval, und so mag es kein Zufall sein, dass in Zum Glück geküsst ausgerechnet ein Maskenball das Untere für einen kurzen Augenblick oben schwimmen lässt.
Wie die Autoren der Screwball-Komödien der 30er, an die * Zum Glück geküsst * Anleihen nimmt, versuchen die Macher, diese Kuh weidlich zu melken und aus dem sozialen Sprengstoff des Rollentausches humorvolle Szenen zu gewinnen. Leider gelingt das nicht so gut wie bei den Vorbildern oder Dick und Jane, der bitterbösen Abrechnung mit der New Economy aus dem Vorjahr. Denn es handelt sich bei * Zum Glück geküsst * nicht um einen Film, der das Potential seiner Geschichte ausreizt, sondern letztendlich ausschließlich um ein Lindsay-Lohan-Vehikel, das nichts ernst nimmt - außer eben Lindsay Lohan.
Zunächst dürfte dem It-Girl die Darstellung einer jungen Frau, die ohne jegliche Befähigung oder Dazutun ein beneidenswertes Leben führt, nicht gerade Unmenschliches abverlangt haben, den Zuschauer lässt der klischeehafte Anfang allerdings schlimmstes befürchten. Doch mit dem Glückswechsel kommen auf einmal Humor und auch so etwas wie schauspielerischer Anspruch ins Spiel, wenn Ashley die Leiter des Lebens mit Schwung herunterrutscht. Äußerlich muss dabei die Gute einiges mitmachen, bleibt aber immer das All-American-Girl mit dem sonnigen Gemüt. Über die wahren Tiefen des Lebens, dass Menschen nämlich an Armut und täglichen Demütigungen auch zerbrechen und resignieren können, geht Zum Glück geküsst großzügig hinweg. Ashley bekommt eine kleine Lektion in Sachen wirklich wichtige Dinge im Leben, das Spiegelbild Jake macht dazu noch die Wandlung vom gutherzigen Loser zum Märchenprinzen durch, und irgendwo in der Mitte trifft man sich dann am Ende, wenn dem Zuschauer ein Chop-Suey
süßstoffsüß-moralinsauer serviert wird, wie es nur Hollywood hinbekommt.
Für einen Film, der solcherart Story und Charaktere über Bord wirft und sich nur auf die Ausstrahlung seiner Darsteller stützt, ist Zum Glück geküsst allerdings weitgehend schmerzfrei konsumierbar, da Lohan und Pine diese Aufgabe im Rahmen ihrer Möglichkeiten meistern.
Darüber hinaus darf man mit der Präsentation von McFly, einer weitgehend talent- und ausstrahlungsfreien, weichgespülten College-Rock-Band, die dreisteste Vermarktungsstrategie seit Coyote Ugly bewundern.
Wem also einfach mal wieder danach ist, guten, schönen Menschen bei der Selbstfindung zuzuschauen, wer einen Datefilm sucht oder sowieso zur Lohan-Zielgruppe gehört: Hier ist der Film für euch!
Sven Ole Leisure Lorence Lorenzen