USA, 2016
Kinostart: 19.05.2016

Captain Egypt: Dawn of CGI-Fatigue

Da ist sie nun, die dritte Superheldenprügelei des beginnenden Kinosommers 2016. Anders als Bat-, Super-, Iron Man und Captain America bekommen es die X-Men nicht mit einem vertrauten Weggefährten zu tun, sondern mit Apocalypse, gespielt von Oscar Isaac. Dieses vor Jahrtausenden vergrabene Hutzelmännchen erwacht im Ägypten der 1980er Jahre und nimmt umgehend den Untergang der Welt in Angriff.

Dass Magneto sich ihm dabei anschließt, ist keine Überraschung, denn der ist schließlich nie weit, wenn es darum geht, seine Wut an Unschuldigen auszulassen. Und das bringt uns schon zum Problem, denn auch alles andere ist keine Überraschung. Die Figuren bewegen sich von Plotpunkt zu Plotpunkt, spielen pflichtgemäß auf frühere Filme an, lamentieren ein wenig, und weiter geht es. Fans können sich auf Szenen der Helden in jüngeren Jahren freuen, wenn z.B. Scott Summers und Jean Grey lernen, mit ihren Kräften umzugehen. Zudem gibt es ein Wiedersehen mit Evan Peters’ Quicksilver, dem einmal mehr die beste Szene des Films gehört. Wer das Ganze nicht durch eine nostalgische Brille betrachtet, wird es vermutlich schwer haben, mitzufiebern, denn der drohende Weltuntergang gerät zu keiner Zeit bedrohlich.
Das liegt nicht nur daran, dass die Welt die 80er offenkundig überstanden hat, sondern geht vor allem auf das Konto der Effekte, bei denen trotz des immensen Budgets Masse statt Klasse herrscht. Ein immenser Teil der CGI sind Partikeleffekte, sei es wirbelnder Staub, wirbelnde Steine oder wirbelnde Häuserteile, und die können nie ganz übertünchen, vor was es dem Zuschauer hier letztlich bangen soll: Menschliche Gestalten in beknackten Kostümen, die durch die Wüste stapfen und grimmig dreinblicken. Das Ganze erinnert nicht wenig an die Serie Supernatural, in der Geschichten über das Ende der Welt ebenfalls über grimmige Gesichtsausdrücke erzählt werden. Doch wo Supernatural die Distanz zwischen Erzähltem und Gezeigtem mit cleveren Dialogen überbrückt, bleibt X-Men: Apocalypse nur das ewige Flirren der Bits und Bytes.

Mit seiner systembedingten Vorhersehbarkeit bleibt X-Men: Apocalypse im Rennen um den Unterhaltungsfaktor deutlich hinter Captain America: Civil War zurück. Dank einiger gelungener Charaktermomente reicht es für einen Platz vor dem bleischweren Batman vs. Superman, doch unterm Strich reihen sich die X-Men-Prequels in die lange Reihe der Filmtrilogien ein, die mit Teil 2 ihren Höhepunkt erreichen und deren Finale sich in leerem Bombast erschöpft.

Felix Flex” Dencker