Originaltitel: Dnevnoy dozor
Rußland, 2006
Kinostart: 20.09.2007
Zwei Jahre ist es her, dass Regisseur Timur Bekmambetov mit Wächter der Nacht sein russisches Vaterland auch für das internationale Kinopublikum zum Begriff für Filmliebhaber machte. Das rasant inszenierte und mit überzeugenden Spezialeffekten garnierte Fantasyactionspektakel sorgte nicht nur hier auf MovieGod.de für ordentlich Gesprächsstoff. Die mehrteilige Buchvorlage von Sergej Lukianenko findet seitdem reißenden Absatz und selbst die zahlreichen Gegner des für viele überfrachteten ersten Teils sind gespannt auf die Fortsetzung, die in ihrer Heimat alle Kassenrekorde brach.
Nachdem Anton (Konstantin Khabensky) seinen Sohn Yegor (Dima Martynov) an die Dunklen Anderen verloren hat, bemüht er sich um die Ausbildung von Svetlana (Maria Poroshina), einer ausnehmend starken Hellen Anderen, die ihm als Praktikantin bei der Nachtwache zugeteilt wurde. Als die beiden sich ineinander verlieben, verkompliziert sich Antons Bestreben, seinen Sohn zurückzugewinne, beträchtlich. Die lange verschollene, mysteriöse Kreide des Schicksals, mit der man angeblich Dinge ungeschehen machen kann, könnte ihm dabei helfen. Doch schon bald steht er unter Mordverdacht und wird von den Dunklen Anderen gejagt.
Der finale Krieg zwischen Gut und Böse scheint unausweichlich.
“Alles beim Alten und doch wieder nicht,” so oder so ähnlich könnte man Wächter des Tages im Vergleich zu seinem Vorgänger charakterisieren. Am Stil der Inszenierung, den schnellen Schnitten, der dynamischen Kamerarbeit, der gitarrenlastigen musikalischen Untermalung hat sich nichts geändert.
Die Ensembleleistung ist wieder durch die Bank solide, die visuellen Effekte sind sogar noch ein Stück überzeugender ausgefallen, was vor allem beim Finale zu tollen Aufnahmen des apokalyptischen Moskaus führt. Das Drehbuch wurde hingegen um einige neue Aspekte erweitert: Der Humoranteil wurde merklich erhöht, wirkt jedoch wenig innovativ und in seiner Ausführung plump. Ähnliches gilt für die eingebauten Herzschmerzplots zwischen Anton und Svetlana sowie Kostja (Aleksey Chadov), dem vampirischen Nachbarn Antons, und Alisa (Zhanna Friske), der Frau des Oberbösewichts Zavulon (Viktor Verzhbitsky). Da man beiden auch ausgiebig Leinwandzeit einräumt und zudem der Handlungsablauf rund um die ominöse Kreide des Schicksals recht zerfahren und wenig spannend daherkommt, gestaltet sich der Mittelteil bar jeder Actionelemente ausgesprochen zäh. Selbst die starke erste Viertelstunde und das mit einigen optischen Leckerbissen versehene Finale vermögen kaum über die Langeweile dazwischen
hinwegzutäuschen. Ein wenig schade auch, dass die Formwandler Ilya und Lena diesmal so gut wie gar keine Rolle spielen.
Fazit: Die erhoffte Steigerung ist ausgeblieben, stattdessen hat sich Fadesse ins Wächter-Universum eingeschlichen. Bleibt zu hoffen, dass Teil 3 diese kleine Enttäuschung wiedergutmachen kann.
Michael “Eminence” Reisner