USA, 2013
Kinostart: 27.06.2013
The Running Dead
Einst stand der Name Marc Forster für untergrundig angehauchtes Erzählkino mit Qualität. Finding Neverland und Stranger than Fiction sind gleichsam skurril wie bewegend und sorgten für Freude bei Filmfans, als Forster Ein Quantum Trost übernahm, den zweiten Auftritt des neuen James Bond, Daniel Craig. Der Film enttäuschte, und Forster büßte einen kräftigen Teil seiner Anhängerschaft ein. Sein neuer Film erzählt von einer globalen Zombie-Epidemie, was natürlich die Frage aufwirft, ob Forster inzwischen gelernt hat, Action in Szene zu setzen.
Die Antwort fällt überraschend aus: “Nein, aber das fällt kaum ins Gewicht.”
World War Z folgt dem ehemaligen Un-Mitarbeiter Brad Pitt bei seinem Kontinente umspannenden Versuch, der Ursache der Seuche auf den Grund zu gehen und ein Gegenmittel zu finden.
Das gigantische Budget erlaubt die Umsetzung einiger feuchter Genrefan-Träume. Eine Horde von Zombies wie eine unaufhaltsame Welle aus Tod und Verderben durch die Straßen Jerusalems rauschen zu sehen, lässt den Atem stocken.
Doch der Film erlaubt seinen Figuren auch Augenblicke der Besinnung mit elegant eingeflochtener Exposition, die zum Teil sogar überraschende Subtilität beweisen.
Allein, wenn die Untoten ihrem Essen näherkommen, bewahrheiten sich die Befürchtungen. Ob es nun Forsters Genrefremdheit oder der angepeilten Altersfreigabe geschuldet ist, Handgemenge und Angriffe werden so verwackelt und zerschnitten eingefangen, dass man einfach nicht erkennt, was gerade passiert. Hier heißt es Augen zu und abwarten, wer hinterher noch steht. Günstigerweise sind diese Momente so rar wie kurz, denn stets sitzt Pitt schnell wieder in einem Flieger und betrachtet das Ganze aus der Vogelperspektive.
Genre-Ikone George Romero stand einst, so erzählt es die Legende, vor der Wahl, den dritten Teil seiner inzwischen sechsteiligen Wiedergänger-Trilogie entweder blut- oder budgetarm zu inszenieren. Er entschied sich für letzteres und schuf einen Film, der in seiner unerbittlichen Trostlosigkeit einzigartig bleibt. Forster wählte den anderen Weg, und heraus kam der zahmste und gleichzeitig imposanteste Film, den das Zombie-Genre bislang hervorgebracht hat. Dass ihm zum Ende deutlich der Schwung ausgeht, ist schade, ändert am Fazit aber wenig. Wer auf Blut und Gedärme auf der Leinwand verzichten kann, auf den wartet ein gut gemachtes, spannendes und gelegentlich sogar überraschendes Spektakel.
Felix “Flex” Dencker