USA, 2006
Kinostart: 28.09.2006
Am 11. September 2001 macht sich John McLoughlin (Nicholas Cage), seines Zeichens erfahrener Beamter der Hafenpolizei, wie jeden Morgen auf, um seinen Dienst in der New Yorker Innenstadt zu verrichten. Selbiges gilt für Will Jimeno (Michael Pena), der sich eigentlich einen freien Tag gönnen wollte. Kurze Zeit nach Dienstantritt herrschen apokalyptische Zustände in der Weltmetropole: Zwei Passagierflugzeuge haben die Türme des World Trade Center getroffen, eine schnellstmögliche Evakuierung ist notwendig. Fünf Männer des Einsatzteams der Hafenpolizei, darunter McLoughlin und Pena, betreten das Gebäude, um zu helfen. Doch als der erste Turm einstürzt, werden sie unter tonnenschweren Betonmassen begraben.
Während die Frauen der Verschütteten, Donna McLoughlin (Maria Bello) und Allison Jimeno (Maggie Gyllenhaal), auf ein Wunder hoffen, kämpfen die Kameraden ums nackte Überleben.
Was wurde nicht schon im Vorfeld über Oliver Stones neuesten Film diskutiert. Die einen fanden es pietätlos, überhaupt einen Spielfilm über die schrecklichen Ereignisse des Terroranschlags zu machen. Die anderen warfen dem als regierungskritisch bekannten Stone vor, keine politische Stellung zu beziehen. Hat man World Trade Center erst einmal gesehen, wird schnell klar, dass der mäßige Streifen die helle Aufregung kaum wert ist. Trotz der vielversprechenden Besetzung gelingt es dem Starregisseur nicht oder nur selten, Spannung aufzubauen.
Dies liegt jedoch nicht nur daran, dass der Großteil der Zuseher über das Schicksal der real existierenden Hauptfiguren bescheid weiß. Nach vielversprechendem Beginn und sauber inszeniertem Verschüttungsszenario verfällt das Drehbuch in sanftes Schlummern. Die endlosen Gespräche zwischen den leidgeplagten Protagonisten - mögen sie sich auch noch so nahe an den tatsächlichen Wortwechseln orientieren - wirken ermüdend, das hoffnungsvolle Bangen ihrer Frauen und der restlichen Familienmitglieder wirkt nach anfänglicher Empathie ebenso redundant. Wenn man schon einen Unterhaltungsfilm - und nichts anderes ist World Trade Center - über diesen weltgeschichtlich bedeutenden Tag dreht, dann doch bitte mit einem strafferen Skript und weniger pathetischen Bildern.
Natürlich ist der Tapferkeit der Hilfskräfte Respekt zu zollen, selbstverständlich sind die Hinterbliebenen der zahlreichen Todesopfer zu bedauern - aber benötigt man hierzu als mitfühlender Mensch einen oberflächlichen Katastrophenfilm, der ein medial ohnehin bereits ausgeschlachtetes Thema erneut aufgreift, um sein Publikum mehr schlecht als recht zu manipulieren?
Um auch noch ein Wort über die Schauspieler zu verlieren: Nicolas Cage packt seinen berühmt-berüchtigten Hundeblick all zu oft aus, Michael Pena agiert unauffällig. Die Damen Maria Bello und Maggie Gyllenhaal sind gänzlich unterfordert. Michael Shannon überzeugt als Buchhalter und Ex-Marine, der die hoffnungslos erscheinende Suchaktion anführt.
Fazit: Oliver Stones träge in Szene gesetztes Katastrophenfilmchen präsentiert sich als trivialer Langeweiler. Flug 93 bleibt wie zu erwarten die lohnende, thematisch verwandte Alternative.
Michael “Eminence” Reisner