Originaltitel: Wild Child
USA, 2008
Die 16-jährige Poppy Moore (Emma Roberts) ist eine über die Maßen verwöhnte Göre aus Malibu, die ihrem alleinerziehenden Vater (Aidan Quinn) mit ihren Boshaftigkeiten den letzten Nerv raubt. Deshalb wird das Töchterchen kurzerhand in ein Mädcheninternat ins verregnete England geschickt, wo sie mit allerlei Regeln konfrontiert wird, die ihr so gar nicht behagen: Die Designerklamotten müssen ebenso weg wie das geliebte Handy, auf Manieren wird allerhöchsten Wert gelegt und es herrscht striktes Ausgangsverbot. Was Poppy anfangs wie ein Weltuntergang vorkommt, entpuppt sich aber nach einiger Zeit als Möglichkeit zu einem völligen Neustart. Sie lernt neue Freundinnen kennen, verguckt sich in den feschen Sohn der Rektorin (Alex Pettyfer) und überdenkt ihr Image als High-Society-Zicke. Doch auch die “neue” Poppy hat ihre Feindinnen.
Nick Moores Regiearbeit ist Zielgruppenkino par Excellence: Zugeschnitten auf Mädchen zwischen 12 und 16, spielt Emma Roberts ein junges Ding in der Identitätskrise, das die eigene Oberflächlichkeit besiegt und überraschungsfrei sein Glück genau dort findet, wo es selbiges selbst nie zu suchen gewagt hätte. Die Inszenierung scheut sich zwar vor Experimenten, ist aber flott und umschifft die gröbsten Drehbuchschnitzer durchaus gekonnt, mit tatkräftiger Unterstützung durch den hippen Pop-Soundtrack und die gut aufgelegte Darstellerriege. Emma Roberts überzeugt dabei sowohl als Paris-Hilton-Klon als auch als Mädel von Nebenan und empfiehlt sich mit süßem Lächeln und gutem Gag-Timing als offizielle Nachfolgerin ihrer Tante Julia, eine der RomCom-Königinnen der Neunziger. Vor allem die erwachsenen Schauspieler geben mit der Interpretation ihrer teils stark überzeichneten Charaktere eine starke Figur ab: Natasha Richardson gibt die Schul-Rektorin mit einer sympathischen Mischung aus Strenge und Einfühlsamkeit, die aus den Harry-Potter-Film bekannte Shirley Henderson darf mit ihrer quäkigen Stimme die Internatbälger als Aufseherin nerven, und Nick Frost hat einen kurzen, aber amüsanten Auftritt als eigenwilliger Friseur Mr. Christopher.
Erwachseneres Publikum wird spätestens im mit Kitsch getränkten letzten Viertel, das in ein lächerlich aufgesetztes The-Winner-takes-it-all-Ende mündet, die Segel streichen. Die Zielgruppe hatte bis dorthin aber vermutlich so viel Spaß, dass auch der verhunzte Disney-Finalschmalz daran nichts ändern wird.
Michael “Eminence” Reisner