USA, 2009
Nach einem gescheiterten Selbstmordversuch lebt der brillante Misanthrop Boris Yellnikoff (Larry David) sein Leben nach dem Motto “Whatever Works” - “Was auch immer funktioniert.” Seine Mitmenschen behandelt er zumeist wie den letzten Dreck. In einer schwachen Minute nimmt er sich trotzdem der Ausreißerin Melody (Evan Rachel Wood), einer ebenso naiven wie liebreizenden Südstaatenschönheit an. Das Unglaubliche passiert: Melody verliebt sich in den pessimistischen Hypochonder, das ungleiche Paar tritt sogar vor den Traualtar. Als jedoch Melodys Mutter (Patricia Clarkson) aufs Parkett tritt, scheint es mit der idyllischen Beziehung bergab zu gehen.
Nach vier europäischen Projekten, den gelungenen Match Point und Vicky Cristina Barcelona sowie den weniger geglückten Cassandras Traum und Scoop, kehrt Woody Allen mit Whatever Works wieder ins heimatliche New York zurück. Wie schon oftmals zuvor trägt der Protagonist wesentliche, wenn auch in überhöhter Form dargebotene Wesenszüge seines Schöpfers Allen in sich, der natürlich auch wieder das Drehbuch geschrieben hat. Der gescheiterte, aber blitzgescheite Physik-Professor Boris Yellnikoff sprüht vor Sarkasmus, trägt eine ordentliche Portion Paranoia mit sich herum, beklagt fortwährend eingebildete Krankheiten und die Dummheit seiner Mitmenschen gleich mit. Der Stadtneurotiker trifft auf Dr. House, wenn man so will. Us-Komiker Larry David spielt das liebenswerte Ekel mit viel Gusto und harmoniert dabei perfekt mit der entzückenden Evan Rachel Wood, die mit breitestem Südstaatenakzent als nicht allzu helle Landpomeranze auftrumpft. Überhaupt ist das Ensemble das große Plus des neuesten Allen-Werks. Großartig: Patricia Clarksons Metamorphose vom gottgläubigen Mississippi-Hausmütterchen zur … naja, lasst Euch einfach überraschen.
Eine schöne Auflockerung in Allens vertrauter Inszenierung stellt Yellnikoffs direktes Ansprechen des Publikums dar. Demgegenüber stehen die oftmals zu geschliffen wirkenden Dialoge: Pointiertheit wechselt sich mit Maniriertheit ab, die Natürlichkeit geht dabei ebenso oft verloren wie der spitzfindige Inhalt verwässert wird. Trotzdem bedient Allen sein Zielpublikum mit seinem gleichmütigen Plädoyer für mehr Toleranz in allen Lebenslagen vortrefflich, wobei insbesondere die fadenscheinige Us-Prüderie ihr Fett abbekommt. Dass dabei, vor allem gegen Ende, die Botschaft über die völlig überkonstruierte Handlung siegt, ist zu verschmerzen.
Fazit:: Im besten Sinne eine klassische Woody-Allen-Komödie, die zu den unterhaltsamsten seiner jüngeren Vita zu zählen ist.
Michael “Eminence” Reisner