Originaltitel: Ghost Town
USA, 2008
Kinostart: 29.01.2009
Drehbuchautoren mögen keine öffentlichen Verkehrsmittel. Keine Todesart ist derzeit so beliebt wie das plötzliche Von-einem-Bus-aus-dem-Bild-geschoben-werden. Es ist jedenfalls kein gutes Zeichen, wenn eine Komödie es heute noch für überraschend hält, dass ein Mann überfahren wird, der sich rückwärts auf eine Straße bewegt.
Doch erste Eindrücke können täuschen. Ghost Town lebt tatsächlich nicht von überbordender Originalität, aber die ist auch nicht immer nötig. “Ricky Gervais” lautet die Zauberformel, und die Rolle des misanthropischen Zahnarztes Dr. Pincus scheint ihm Autor und Regisseur David Koepp auf den Leib geschrieben zu haben. Pincus arrangiert sein Berufs- und Privatleben, um menschlichen Kontakt so weit wie möglich zu vermeiden. Entsprechend begeistert ist er, als er aus einer verhunzten Vollnarkose erwacht und plötzlich tote Menschen sehen kann. Diese sind so glücklich darüber, endlich jemanden zu haben, mit dem sie kommunizieren können, dass sie ihm durch die ganze Stadt, bis ins Schlafzimmer seiner Wohnung folgen. Besonders penetrant heftet sich ihm Greg Kinnear an die Fersen, für den er dessen Witwe Téa Leoni davon abhalten soll, wieder zu heiraten.
Die folgenden Entwicklungen sind unschwer vorher zu sehen, doch Gervais trägt den Film, als gäbe es nichts Leichteres. Es gibt niemanden, der so gut genervt oder peinlich berührt aussehen kann, dazu kommt die perfekte Besetzung der weiteren Rollen mit Leoni und Kinnear, so dass vereinzelte Drehbuchhänger mühelos überspielt werden. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, David Koepp trage nichts zum Gelingen des Films bei. Er umschifft einige der Schlaglöcher des Genres souverän, die den Film leicht zum Kentern hätten bringen können - vor allem der Mangel an Tränendrückerei ist ein Geschenk. Gervais dürfte einige Zeilen beigesteuert haben, doch Koepp legt all seinen Protagonisten Dialoge in den Mund, die tatsächlich klingen, wie von erwachsenen Personen gesprochen, was in einem Film über zwei Menschen, die sich ineinander verlieben, nicht immer selbstverständlich ist.
Der deutsche Titel dürfte wenige Leute zu einem Kinobesuch bewegen (wenn auch mehr als der zuerst geplante, Dr. Pincus, der Geist und die Liebe), und das ist schade. Ghost Town ist eine nette, leichtfüßige Komödie mit toll aufgelegten Darstellern, die einfach rundum empfohlen werden kann.
Felix “Flex” Dencker