Originaltitel: Watchmen
USA, 2009
Kinostart: 05.03.2009
New York, 1985. Die Zeit kostümierter Helden ist gekommen und gegangen. Die einstmaligen Vigilanten arbeiten heute in Anzug und Krawatte, reparieren Autos oder leben in Altersheimen. Einzig der Maskierte Rorschach ist noch aktiv und weigert sich, in den staatlich verordneten Ruhestand zu gehen.
Als einer seiner ehemaligen Streitgenossen ermordet wird, vermutet Rorschach eine Verschwörung und nimmt Kontakt zu einem Freund auf, der früher im Kostüm der “Night Owl” unterwegs war.
Als Dr. Manhattan, ein Wissenschaftler, der durch einen Strahlenunfall zu einer Art Gott wurde, die fahrlässige Tötung diverser Kollegen vorgeworfen wird und er daraufhin die Erde verlässt, erhärtet sich Rorschachs Verdacht.
Lange genug hat es ja gedauert. Unsere erste Meldung zur Watchmen-Verfilmung stammt von 2001 und ist damit fast so alt wie MovieGod.de. Damals war gerade Terry Gilliam als Regisseur ausgestiegen, 2004 wurde dann Darren Aronofsky unter Vertrag genommen, der den Film nach seinem The Fountain inszenieren sollte. Er stieg dann aus Termingründen aus, da Paramount den Film unbedingt im Sommer 2006 fertig haben wollte.
Nun ist es 2009 und Zack Snyder hat den Film für Warner Bros. gedreht. Und auch wenn Snyder mit einem Remake von Dawn of the Dead bekannt wurde, war er von den genannten Filmemachern bei weitem die sicherste Wahl. Mit seiner Verfilmung von Frank Millers 300 bewies er immerhin einen Hang zur Originaltreue, und nichts anderes wäre bei einer Adaption von Alan Moores Meisterwerk Watchmen akzeptabel gewesen. Entsprechend leicht lassen sich Stärken und Schwächen des Films benennen.
Wo Snyder sich an die Vorlage hält, ist der Film ein Geschenk. Die gelungene Ausstattung kreiert ein glaubhaftes New York der fiktiven 80er Jahre und Dank der punktgenau besetzten Darsteller fühlt es sich über weite Strecken tatsächlich so an, als würde man erneut den Comic lesen, nur ohne umblättern zu müssen. Schön auch, dass auf allzu große Namen verzichtet und stattdessen nach Vorlagentreue besetzt wurde. Vor allem Billy Crudup als Dr. Manhattan, Jeffrey Dean Morgan als Comedian und Jackie Earle Haley als Rorschach spielen ihre Rollen nicht einfach, sie verkörpern sie. Malin Akerman wirkt als Laurie Jupiter vielleicht etwas jung, wie auch Patrick Wilson als Dan Dreiberg oder Matthew Goode als Veidt, aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Holprig wird es, sobald Snyder sich von der Vorlage entfernt. Zum einen wurde natürlich einiges gekürzt. Der Comic-im-Comic, die ‘Geschichte des Schwarzen Frachters’, wurde gestrichen und wird auf Dvd veröffentlicht. Zeitungsartikel, Biografie-Ausschnitte und ähnliches, was in der Vorlage am Ende der einzelnen Hefte für Vertiefung der Welt und ihrer Bewohner sorgte, wird im Film mit einigen beiläufigen Bemerkungen abgehandelt. Bei der eigentlichen Geschichte wurden wenig überraschend die Erzählungen der Charakterhintergründe zusammengestrichen. Die zum Teil ruppigen Schnitte in diesen Szenen lassen auf ein entspannteres Tempo in der angekündigten Langfassung auf DVD und Blu-ray Disc hoffen.
Das soll übrigens nicht heißen, die Erzählung wirke insgesamt hastig. Zum Großteil bewegt sich der Plot mit genau dem richtigen Tempo, so dass die stattlichen 162 Minuten ohne nennenswerte Längen vorübergehen. Unverständlich ist das veränderte Ende. Die Pointe bleibt dieselbe, doch das Mittel, um dorthin zu gelangen, ist ein anderes und leider deutlich langweiligeres. In zwei Punkten werden sich die Geister scheiden. Zum Einen wäre da die musikalische Untermalung. Tyler Bates’ Score plätschert ohne Ecken und Kanten vor sich hin, im starken Gegensatz zu den 80er-Jahre-Songs, die beizeiten sehr aufdringlich geraten. Echten Ohrwurmcharakter bietet Leonard Cohens Hallelujah, das nicht nur durch den transusigen Gesang, sondern auch durch die Platzierung im Film unfreiwillig komisch gerät.
Auch die Regie dürfte nicht Jedermanns Geschmack treffen. Wer 300 kennt, ist diesbezüglich vorgewarnt, denn auch bei Watchmen geht ein erklecklicher Teil der Laufzeit auf das Konto von Zeitlupenaufnahmen. Das mag ein Zeichen unserer Zeit sein und sieht zum Teil auch gefällig aus, doch fehlt Snyder offenbar ein Gespür dafür, wann weniger mehr ist.
Trotz der Kürzungen und der beizeiten aufdringlichen Regie und Musik ist Watchmen ein Erlebnis geworden. Die Vorlage muss nicht um ihre Existenzberechtigung bangen, doch auch die Verfilmung bietet eine sehenswerte Alternative zu den allgegenwärtigen Comicgeschichten, bei denen die Gut/Böse-Verteilung bereits auf dem Poster geklärt wird.
Felix “Flex” Dencker