Originaltitel: Warcraft
USA, 2016
Kinostart: 26.05.2016
Betonung auf „Beginn“
Die friedliche Welt Azeroth wird von einem scheinbar unbesiegbaren Gegner überrannt: Orks ziehen über das Land, hünenhafte Kämpfer, die ihre sterbende Heimat hinter sich lassen und mit Feuer und Streithammer eine neue erobern. Während sich die Menschen der Übermacht entgegenstellen, herrscht im Lager der Orks Zwietracht.
Warcraft ist eine kuriose Produktion. Das Fantasy-Rollenspiel, auf dem der Film basiert, besitzt zwar zu Recht Klassikerstatus, hat den Zenith seiner Beliebtheit aber schon vor Jahren hinter sich gelassen. Bei einem Budget von 160 Millionen Dollar (plus Werbung) müssen die Studios Universal und Legendary also auf eine größere Zielgruppe bauen als die derzeitige Spielerschaft. Doch wie massentauglich ist der Film?
Vermutlich nicht sehr. Und das ist gut so.
Der neue Film von Duncan Jones aalt sich in seiner Fantasyhaftigkeit, in einem Maße, das nicht jedem Kinogänger schmecken wird. Die Orks stehen genau so im Fokus wie die Menschen, d.h. eine hohe Toleranz für CGI-Kreaturen wird absolut vorausgesetzt.
Glücklicherweise sind die Tricks (u.a. aus dem Hause Weta Digital) wundervoll gelungen. Das gilt nicht nur für die Orks, wohlgemerkt. Die Fantasywelt Azeroth wurde liebevoll umgesetzt und wirkt lebendig und angemessen farbenfroh. Wer die Gelegenheit hat, den Film in einer 4K-Projektion zu sehen, sollte sie beim Schopf ergreifen, denn die altgediente 2K-Auflösung, die kaum über Wohnzimmer-Hd liegt, gerät bei so mancher Totalen an ihre Grenzen.
Ist also alles eitel Sonnenschein?
Nicht ganz.
Regisseur und Drehbuchautor Jones, ein bekennender Fan des Spiels, legte offensichtlich mehr Wert darauf, die Vorlage ordnungsgemäß umzusetzen, als darauf, die Charaktere feinfühlig auszuarbeiten. Diese geraten zwar interessant und Dank der soliden Darsteller auch überwiegend glaubhaft. Doch nicht jede Entscheidung ist nachvollziehbar, und vor allem die wohl unweigerliche Romanze wird nicht entwickelt, sondern ist einfach plötzlich da. Dies ist sicherlich mehr der angestrebten Laufzeit geschuldet als einer Unfähigkeit seitens Jones, der mit Moon bewies, dass er Charakterstücke beherrscht. Mit 123 Minuten ist Warcraft für einen Fantasyfilm allerdings geradezu knackig, daher wäre hier etwas mehr drin gewesen.
Warcraft: The Beginning stellt die Weichen für ein filmisches Fantasy-Universum, das gespannt auf weitere Filme macht, auch wenn es es in Sachen Dichte und Dramatik mit dem ganz großen Fisch im Teich, Peter Jacksons Mittelerde-Hexalogie, nicht aufnehmen kann. Die Beiläufigkeit, mit der Elfen und Zwerge auftauchen, deutet an, wie viele Geschichten diese Welt noch bereithält. Die ganz große Offenbarung ist es zwar nicht geworden. Angesichts des chronischen Unterangebots an Fantasyfilmen und der traditionell katastrophalen Qualität von Spieleverfilmungen sei das unterhaltsame Abenteuer Genrefans jedoch unbedingt ans Herz gelegt.
Felix “Flex” Dencker