USA, 2008
Kinostart: 04.09.2008
Die Graphic Novel Wanted von Mark Millar und J.G. Jones erzählt von einer Bruderschaft von Superschurken, die Mitte der 1980er Jahre sämtliche Superhelden ausrotteten und seitdem im Verborgenen die Geschicke der Welt lenken.
Wesley Gibson ist ein kleiner Niemand, der aus heiterem Himmel von der Bruderschaft rekrutiert wird, um den Platz seines gerade getöteten Vaters einzunehmen. Seine Ausbildung zur perfekten Tötungsmaschine kommt gerade recht, denn einer der fünf Bosse der Bruderschaft gibt sich nicht mehr zufrieden damit, im Verborgenen die Fäden zu ziehen.
Timur Bekmambetovs neuer Film, der kurioserweise ebenfalls Wanted heißt, erzählt von einer Gruppe von Mördern, die um die Ecke schießen können und ihre Aufträge von kleinen Stücken Stoff erhalten.
Einen Wesley Gibson gibt es auch hier, und ein paar weitere Namen wurden ebenfalls aus der Graphic Novel übernommen. Doch damit hören die Gemeinsamkeiten praktisch auf. Vermutlich hatte es finanzielle Gründe, dass die eigentliche Basis der Geschichte - Kriminelle mit Superkräften, die die Weltgeschicke lenken - aufgegeben wurde. Der Ersatz-Hintergrund um die Bruderschaft, die seit 1000 Jahren irgendwelche Leute umbringt, ist leider unfassbar bescheuert geraten. Ganze drei Drehbuchautoren, und offensichtlich hatte keiner davon eine plausible Idee, wieso diese oder jene Menschen umgebracht werden sollen - angeblich auch noch zum Wohle der Menschheit. Der reinen Action tut dies allerdings keinen Abbruch. Bekmambetov fackelt ein Feuerwerk ab, das vor visuellen Einfällen sprüht und erfolgreich den schmalen Grat zwischen rasantem Adrenalinkino und frenetischer Reizüberflutung wandelt.
Der Comic Wanted ist eine unerbittliche, zynische Allmachtsphantasie, eine Aschenputtel-Geschichte für Männer. Der Film Wanted ist ein schön anzusehender Actionreißer, der seine eigenen Regeln missachtet und unter brachialem Getöse auseinander fällt, sobald jemand die “Warum..?”-Frage stellt. Wer pure Action ohne Sinn und Verstand will, ist hier genau richtig.
Felix “Flex” Dencker