USA, 2008
Kinostart: 25.09.2008

All about Eve

Das wurde ja auch langsam mal Zeit. Satte 31 Jahre hat es gedauert, die Droiden aus der Star-Wars-Trilogie als süßeste Roboter der Filmgeschichte abzulösen, doch nun ist es endlich soweit. Wall-E nennt sich der metallene Held des neuesten Pixar-Abenteuers, und er ist dafür zuständig, die Erde aufzuräumen. Seit über 700 Jahren sammelt er Müll ein, presst ihn zu Würfeln und stapelt diese zu Türmen im Wolkenkratzerformat. Die Menschen, die ihren Heimatplaneten unbewohnbar gemacht und anschließend verlassen hatten, lassen es sich seitdem auf einem interstellaren Vergnügungsdampfer gut gehen, umhütet von diversen elektronischen Helfershelfern, die es ihnen an nichts mangeln lassen. Wall-E hat nach all der Zeit eine eigene Persönlichkeit entwickelt, und während er tagsüber brav seinem zugewiesenen Job nachgeht, verbringt er seine Freizeit mit dem letzten Lebewesen auf der Erde - einer Kakerlake - und einem alten Videoband des Musicals Hello Dolly!, das ihm jedoch immerzu ins Gedächtnis ruft, wie allein er auf der Welt ist. Dies ändert sich, als Eve in sein Leben tritt, eine automatisch ausgesandte Drone auf der Suche nach organischem Leben. Doch die Annäherung erweist sich als weitaus ruppiger als die zwischen Barbra Streisand und Walther Matthau.

Der Erfolg von Pixar schien schon immer unabhängig von gängigen Hollywood-Trends zu passieren. Toy Story zeigte der Filmwelt überhaupt erst, dass CGI-Filme künstlerisch und vor allem finanziell erfolgreich sein können, und zuletzt war es Ratatouille, der ausgerechnet Ratten in einer Küche zum Mittelpunkt des Geschehens machte. Langsam könnte man meinen, die Missachtung der Mode sei das höchste Ziel der Computerkünstler, denn auch Wall-E widersetzt sich jeglichem Zeitgeist mit Nachdruck. Der Film stützt sich nicht nur thematisch, sondern auch musikalisch auf ein geflopptes Musical von 1969, bietet kaum Dialogszenen und zieht eine ausgedehnte Tanzeinlage zwischen zwei Robotern in Schwerelosigkeit schnellen Schnittfolgen im Dienste der Ads-Generation vor. Regisseur Andrew Stanton, der mit Findet Nemo schon den bisherigen Spitzenreiter der Pixar-Filmographie inszenierte, kommt dadurch auch mit eingestreuter Konsumkritik durch, die in den meisten großen Studiofilmen eher verlogen wirkt. Dazu versteckten Stantons Mannen zahllose audiovisuelle Gags in der selbstverständlich atemberaubend produzierten Geschichte, die sich beim ersten Ansehen ganz sicher nicht alle erfassen lassen.

Wie sehr einem diese computergenerierten Maschinen innerhalb der 90 Minuten ans Herz wachsen können, ist kaum zu glauben. Witzig, rührend und wunderschön anzusehen - mit Wall-E schiebt Pixar die Messlatte ein weiteres Mal nach oben. Mit dem Kurzfilm Presto, der das Geld für die Kinokarte schon alleine wert wäre, als federleichtem Sahnehäubchen.

Felix Flex” Dencker