USA, 2010
Kinostart: 21.20.2010

(Bier ist gut)

Als Oliver Stone in seinem Film Wall Street die Finanzwelt von 1985 schilderte, machte er klar, dass die eigentliche Währung dieses Systems die Information ist. I need this information now! In five minutes it’s history, at four I’m a dinosaur” ruft Dr. Cox aus, und der junge Budd Fox (Charlie Sheen) bekommt beim gigantischen Gier- und Geldguru Gordon Gecko (Michael Douglas) nur deshalb eine Chance, weil er seinen Vater als Insiderquelle missbraucht.
Das Informationszeitalter hatte eine gewisse Beschaulichkeit, als die Rechner ihre Daten noch bitweise durch die Leitungen tröpfeln ließen.

In seiner neuen Version von Wall Street zeigt Stone eine weitaus komplexere Welt. Die Broker sind pausenlos per Twitter und Instant Messenger miteinander in Kontakt, und die eigentliche Währung ist nicht mehr die Information sondern, der Filter, der Unwesentliches ausklammert.
Der Plot scheint diese Entwicklung mitzuvollziehen und macht eine Menge Fässer auf. Beim ersten Teil baute alles auf dem Konflikt der beiden Vaterfiguren auf, die das White-collar- und Blue-collar-Amerika, also Bildungselite und Arbeiter, repräsentierten. Bei Geld schläft nicht sind die Verhältnisse sehr viel komplexer, da nun die ganze Gesellschaft im Börsenfieber ist. Der idealistische Broker (Shia LeBeouf) muss sich nun zwischen Gecko als geläutertetem Sünder mit undurchschaubarer Agenda und Josh Brolin als neuem charismatischen Börsenguru entscheiden, während seine Mutter (Susan Surandon) als Maklerin das Platzen der Immobilienblase hautnah miterlebt.
Geckos Tochter (Carey Mulligan) betreibt kritischen Wirtschaftsjournalismus und unterstützt grüne Energien.

Bei so vielen Erzählfäden fragt man sich, ob nicht eine Fernsehminiserie besser hätte einfangen können, was Stone und Drehbuchautor Allan Loeb zu sagen haben.
Neben seinen furiosen Kamerafahrten über und durch New York und den Konferenzraumdialogen, die dem Original in Spannung nicht nachstehen, greift Stone zu animierten Grafiken, um die komplexen Wirtschaftskreisläufe verständlicher zu machen und kapituliert so davor, der Komplexität mit erzählerischen Mitteln Herr zu werden.
Den meisten Zuschauern der englischen Originalfassung dürften angesichts des geballten Wirtschaftsenglisch zudem die Ohren schlackern.

So ist Wall Street 2 - Geld schläft nicht ein sehr gut besetzter Film, der eine klare Botschaft zu einem brennend aktuellen Thema formulieren möchte, aber sich letztendlich verzettelt.

Sven Ole Leisure Lorence’ Lorenzen