Originaltitel: Role Models
USA, 2008
Kinostart: 26.02.2009
Nein.
Hollywood fällt nichts Neues mehr ein, richtig? Weiß jeder. Da ist es auf perverse Art bewundernswert, wenn Studiofilme in ihrer Verachtung jedweder Kreativität so weit gehen, Menschen mit überdurchschnittlicher Phantasie in den Mittelpunkt von Häme und Lächerlichkeit zu stellen.
Paul Rudd spielt Danny, der mit 35 Jahren noch keinen Schimmer hat, was er im Leben eigentlich will. Er hat keine Freunde, arbeitet in einem Job, den er hasst, und seine Freundin verlässt ihn, als er ihr aus einer Laune heraus einen Antrag macht. Als ihm darauf hin eine Sicherung durchbrennt, werden er und sein Kollege Wheeler (Seann William Scott) zu gemeinnütziger Arbeit verdonnert. Und was könnte es sinnvolleres geben, als zwei unwillige, verantwortungslose Männer auf Kinder loszulassen? So bekommen die beiden im Rahmen des Sturdy-Wings-Programms zwei Jungen zugeteilt, für die sie nun 150 Stunden lang den großen Bruder spielen sollen.
Während Wheeler sich um den kleinen Ronnie (Bobb’e J. Thompson) kümmern soll, der mit seiner unfreundlichen Art alle bisherigen Aufpasser vertrieben hat, wird Danny auf den geekigen Augie (Christopher Mintz-Plasse) losgelassen. Der verbringt seine Freizeit bei Live-Rollenspielen und rennt auch sonst mit Cape und Styroporschwert durch die Gegend.
Die Flucht aus der Realität kann Basis für allerlei erzählenswerte Geschichten sein. Naheliegend wäre ein Film über jemanden, der die Grenzen zwischen virtueller und realer Welt aus den Augen verliert. Oder über jemanden, der seinen Weg zurückzufinden versucht. Auch eine Komödie wäre denkbar, doch Role Models stellt Augies eingebildeten Helden-Epen eine Realität gegenüber, die so von Unverständnis und Kinderfeindlichkeit bestimmt wird, dass eine Flucht wie die gesündeste Alternative erscheint. Augies Elternhaus besteht aus seiner schlampigen Mutter und ihrem homophoben Freund, der ihn am Esstisch wegen seines Hobbys runterputzt. Der Film zeichnet eine erbärmlich traurige Welt, doch nichts davon wird wirklich thematisiert. Der giftige Energy Drink, die Ziellosigkeit, mit der Kinder erzogen werden und die Intoleranz von allen Seiten fungieren lediglich als Basis für billige Zoten und dahingeworfene Vehikel, um Danny etwas zum Rebellieren zu geben.
Dass ausgerechnet Danny in dieser Geschichte als Held fungiert, ist vielleicht das Traurigste an der ganzen Sache, denn er ist ein Mensch ohne Eigenschaften. Er mag nichts, er tut nichts, und nörgelt die ganze Zeit nur rum. Was seine hübsche, intelligente und erfolgreiche Freundin jemals, geschweige denn sieben Jahre lang an ihm gereizt hat, bleibt völlig offen. Vielleicht soll ihn dieser Mangel an Eigenheiten zur Identifikationsfigur aller Männer der Generation X machen. Doch funktioniert ein leeres Blatt Papier als Stellvertreter für Bücher? Was für eine beschämende Welt soll das sein, in der so jemand der Held ist und jemand, der mit sich selbst im Reinen ist und einfach einen anderen Weg geht, der Freak?
Ich weiß, ich weiß. Es ist eine Komödie, die darf man nicht so ernst nehmen. Darf man das wirklich nicht?
In der ersten Hälfte schafft der Film einige Lacher, wenn auch die meisten davon auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner. In der zunehmend verkitschten zweiten Hälfte, während der Film vorgibt, für Toleranz und Freundschaft einzutreten, reicht es nicht einmal mehr dafür.
Felix “Flex” Dencker