Originaltitel: Earth
Deutschland/Großbritannien, 2007
Kinostart: 07.02.2008
Es war einmal vor langer Zeit an einem nahe gelegenen Ort, da schlug ein Asteroid auf einem Planeten ein. Der Asteroid war so groß und der Einschlag so mächtig, dass er die Achse des Planeten um 23,5° verschob. Dadurch entwickelte der Planet vier Jahreszeiten und unterschiedliche Klimaregionen, die ihm eine Vielfalt von Lebewesen bescherten.
Etwa 5 Milliarden Jahre später drehten zwei dieser Lebewesen, Alastair Fothergill und Mark Linfield, eine wundervolle Dokumentation über diesen Planeten, mit dem passenden Namen Planet Earth.
Planet Earth mischte breit gefächerte Informationen über Flora und Fauna mit Unmengen an atemberaubenden Bildern und erntete einstimmige Begeisterung allerorts.
Nun kommt mit Unsere Erde eine Zusammenfassung in die Kinos, die die neunstündige Serie auf ein Sechstel ihrer Laufzeit komprimiert, und dabei leider mehr auf der Strecke lässt als inhaltliche Ausführungen.
Unsere Erde ist so etwas wie die Jerry-Bruckheimer-Version von Planet Earth - visuell eindrucksvoll, flach und familienfreundlich. So sind zum Beispiel die wenigen Jagdszenen völlig unblutig geraten. Während in der Serie so manches Tier sein Leben ließ, um ein anderes zu ernähren, wird im Film immer rechtzeitig abgeblendet. Es mag ein lahmes Wortspiel sein, aber durch die massiven Kürzungen wirkt auch der Rest des Films vergleichsweise blutarm. Der gesamte Planet in 90 Minuten - es verwundert nicht, dass vieles angeschnitten und wenig ausgeführt wird. Angesichts der atemberaubenden Bilder fällt aber nicht allzu sehr auf, dass inhaltlich wenig geboten wird.
Die emotionale Instrumentalmusik wurde durch Pop-Songs ersetzt, die zwar stimmig geraten sind, doch sehr viel mehr Aufmerksamkeit auf sich lenken als George Fentons Stücke.
Noch eine gehörige Stufe platter ist die Moral, die der Film dem Publikum aufdrängt. Während die Serie die umwerfenden Bilder überwiegend für sich sprechen ließ, mündet der Film in die übliche Predigt über unser aller Verantwortung, den Planeten zu bewahren. Es steht außer Frage, dass diese Mahnung ihre Berechtigung hat, doch wirken die spektakulären Bilder für sich endlos besser als die immer gleichen Tiraden, die jeder halbwegs interessierte Mensch inzwischen einfach schon hundert mal gehört hat.
Planet Earth ist zu keiner Zeit weniger als atemberaubend und für Hd-Fans seit langem ein Muss. Für diejenigen, die keine teure Heimkino-Ausrüstung ihr Eigen nennen, kommt mit Unsere Erde ein Best-Of in die Kinos, dessen inhaltliche Patzer das visuelle Erlebnis etwas trüben, aber nicht verderben können.
Wer sich für Dokumentationen - oder schöne Bilder - begeistern kann, sollte sich Unsere Erde nicht entgehen lassen.
Felix “Flex” Dencker