Originaltitel: The Invisible
USA, 2007

Kinostart: 10.05.2007

Unsichtbar ist das Remake des schwedischen Films Invisible - Gefangen im Jenseits, dem wiederum ein Roman von Mats Wahls zu Grunde lag. Hauptfigur ist der Teenager Nick (Justin Chatwin), der alleine mit seiner Mutter (Marcia Gay Harden) lebt. Seit dem Tod des Vaters ist sie ihm gegenüber kalt und abweisend, außerdem schenkt sie seinen schriftstellerischen Ambitionen keinerlei Beachtung.

Als sein bester Freund Pete (Chris Marquette) Schwierigkeiten mit der Schul-Hehlerin Annie (Margarita Levieva) bekommt, eilt Nick ihm zu Hilfe - worauf ihn Annie und ihre kleinkriminellen Freunde in den Wald schleppen, verprügeln und scheintot in einem Loch liegen lassen.

Am nächsten Morgen marschiert Nick vermeintlich unversehrt in die Schule. Dort trifft ihn die Erkenntnis wie ein Schlag. Niemand hört ihn, niemand sieht ihn, und die Polizei ist mit einer Hundertschaft auf der Suche nach ihm.
Während sein Körper langsam stirbt, muss sein Geist eine Möglichkeit finden, Kontakt aufzunehmen, bevor es zu spät ist. Doch die Einzige, die ihn hören kann, ist wenig gewillt, ihm zu helfen.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, aus dieser Grundidee einen interessanten Film zu gestalten. Zum Beispiel könnte der Junge, nun da er unbemerkt hinter die Masken seiner Mitmenschen blicken kann, bedeutende Lektionen über die menschliche Natur lernen. Mit einer cleveren Pointe könnte das Ganze den Charme einer abendfüllenden Twilight-Zone-Folge bekommen, eine Art düstere, umgekehrte Truman Show. Auch ein Thriller wäre möglich, mit einer Betonung auf der Arbeit der Polizei.
Regisseur David S. Goyer und seine Drehbuchautoren Mick Davis und Christine Roum entschieden sich für einen Mittelweg: ein lauwarmes Fantasydrama ohne Spannung, Cleverness oder interessante Figuren. Die Erkenntnisse, die Nick gewinnt, sind alles andere als markerschütternd: seine Mutter vermisst ihren tot geglaubten Sohn, und auch scheinbar böse Menschen haben manchmal ihre guten Seiten, zudem wurden sie ohne nennenswertes Feingefühl in Szene gesetzt. Die Polizei agiert so unfähig, dass nicht nur Nick die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, und die Pointe ist unplausibel statt überraschend. Das einzig ungewöhnliche, das der Film seinen Zuschauern mit auf den Weg gibt, ist die Erkenntnis, dass beste Freunde genauso für den Ofen sind wie staatliche Schulen.

Die Schauspieler agieren größtenteils solide. Chatwin hat wenig mehr zu tun als mit wachkomatösem Blick durch die Gegend zu stapfen. Wenn er dann doch mal irgendwen wütend anschreit, wirkt es eher befremdlich, da er längst weiß, dass ihn ohnehin niemand hört.
Marcia Gay Harden spielt die Eiskönigin überzeugend. Ihre emotionalen Ausbrüche gegen Ende wirken etwas aufgesetzt, was aber eher dem Drehbuch anzulasten ist.
Am positivsten tut sich Newcomerin Margarita Levieva hervor. Auch sie leidet immens unter der seltsamen Charakterentwicklung, die ihr das Drehbuch vorgibt, doch sie macht das Beste draus.

Wie wäre es, endlich einmal zu erfahren, was die Leute wirklich über einen denken?

Unsichtbar verpackt diese pubertäre Phantasie in ein banales, unnötigerweise übernatürliches Drama, das weder zu packen, noch zum Nachdenken anzuregen vermag. Wer den Schulabschluss noch vor sich hat, wird das ein oder andere Detail eventuell überraschend finden, der Rest dürfte überwiegend wenig mitfiebern.

Felix Flex” Dencker