Deutschland, 2008 Kinostart: 24.07.2008
Amores Perros
Schwerverbrecher, die im Knast Blindenhunde ausbilden und so zu besseren Menschen werden sollen. Diese Idee nach - wie könnte es anders sein - amerikanischem Vorbild will eine progressive Gefängnisdirektorin (Clelia Sarto) in ihrer Jva etablieren, stößt dabei jedoch nicht ausschließlich auf Gegenliebe. Fünf der sechs Auserwählten zeigen sich begeistert von ihren knuffigen Zellengenossen, nur der schweigsame Mosk (Thomas Sarbacher) weigert sich, wegen der Töle sein Training für die knastinterne Meisterschaft im Gewichtheben sausen zu lassen.
Da das Projekt mit dem Erfolg sämtlicher Teilnehmer steht und fällt, wird der Druck auf Mosk, nicht nur seitens der Gefängnisleitung, größer.
Harte Männer und weiche Hunde - man muss kein Filmwissenschaftler sein, um den Verlauf der Geschichte vorher zu sehen, sobald der erste Welpe drollig ins Bild tapst. Der Film von Jan Hinrik Drevs, der 2001 bereits eine Dokumentation über das Puppies-behind-bars-Projekt drehte, kommt gänzlich ohne Überraschungen aus und verzichtet auf kein Klischee, weder was die Hunde, noch was die Knastis angeht.
Nun, eine Überraschung gibt es doch, nämlich dass der Film daran nicht zu Grunde geht. So manipulativ sie nüchtern betrachtet auch sein mag, die Geschichte um den mürrischen Einzelgänger und den Hund, der ihm ans Herz wächst, ist einfach süß geraten. Gelegentlich gibt es sogar zwischen den Menschen gelungene Charaktermomente, auch wenn diese nicht in der Überzahl sind.
Im letzten Akt, als es an das Abgeben des liebgewonnenen Vierbeiners geht, nimmt der Kitsch allerdings Überhand. Dazu gesellt sich eine Musik, die fast ausnahmslos unpassend zur jeweiligen Szene aufspielt. Warum für diese reife Leistung vier Komponisten gebraucht wurden, sei dahin gestellt.
Solide gespielt, ordentlich inszeniert und in den ersten zwei Dritteln auch inhaltlich gelungen, lässt sich für Underdogs dennoch keine überzeugte Empfehlung aussprechen. Der letzte Akt versaut den Gesamteindruck so sehr, dass sich ein Kinoabend sicherlich besser verbringen lässt. Auf DVD wird Underdogs jedoch einen Blick wert sein.
Felix “Flex” Dencker