Originaltitel: Defiance
USA, 2008
“Band of Brothers”
Die Sowjetrepublik Weißrussland im Jahr 1941: Tausende Juden werden von den Nazis ermordet, darunter auch die Eltern der drei Bielski-Brüder, denen die Flucht in die umliegenden Wälder gelingt. Dort schließen sich ihnen immer mehr verängstigte jüdische Landsleute an, die aus der Not geborene Gemeinschaft erkennt Tuvia Bielski (Daniel Craig) als ihren Anführer an. Die schlechte Versorgungssituation und der herannahende Winter führen zu immer neuen Auseinandersetzungen, auch zwischen den Brüdern. Der hitzköpfige Zus (Liev Schreiber) setzt auf Waffengewalt und stellt sich gegen die besonnenere Vorgehensweise Tuvias. Die Vermittlungsversuche des jüngsten Bielskis, Asael (Jamie Bell), scheitern. Als im Lager auch noch erste Krankheiten ausbrechen, scheint der Widerstandskampf zum Scheitern verurteilt.
Regisseur Edward Zwick gelingt es immer wieder auf beachtliche Art und Weise, aus geschichtspolitischen Stoffen anspruchsvolles Spannungskino zu schaffen. Nachdem er aus Tom Cruise den letzten Samurai machte und Leonardo Di Caprio nach Westafrika auf Blutdiamantenjagd schickte, schlüpft nun James-Bond-Darsteller Daniel Craig in die Rolle des hierzulande weitgehend unbekannten Retters von über 1200 Juden. Zwick zeichnet seine Helden aber keineswegs als einseitige Gutmenschen. Ihre inneren Konflikte und die teilweise daraus resultierende zwischenmenschliche Problematik nehmen sogar mehr Raum ein als die direkte Auseinandersetzung der Partisanenkämpfer mit den Nazi-Schergen. Trotzdem halten sich Drama und Action überwiegend gekonnt die Wage, wodurch sich nur einige wenige Längen in die 137 Minuten Spielzeit einschleichen.
Kritische Feuilletonstimmen bekritteln die angebliche Botschaft, dass bei bewaffnetem jüdischem Widerstand ein gesamtheitliches Zurückschlagen des Nazi-Regimes möglich gewesen wäre. Derlei Unterstellungen sind meiner Ansicht nach nur durch bewusst negativistisches Ausreizen des vorhandenen Interpretationsspielraums zu erklären. Zwick erzählt eine von mehreren beachtenswerten Lebens- und Leidensgeschichten, die sich während des Zweiten Weltkrieges zugetragen haben und möchte damit, trotz des unbestreitbar erschütternden Stoffes, der dem zugrundeliegt, sein Publikum unterhalten. Eine übergeordnete Moral, vor allem eine derart simplifizierte, war für mich nicht zu erkennen.
Auch bei der Besetzung wurde kaum etwas falsch gemacht. Zwar stiehlt Liev Schreiber mit seiner kraftvollen Darstellung ungezügelter Direktheit Daniel Craig ein wenig die Schau, doch hat der auch den komplexeren Charakter von beiden darzustellen und stellt sich dieser Aufgabe mit Bravour. Jamie Bell holt aus seiner blasseren Rolle des jüngsten Bielskis das Maximum heraus. Riddick-Fans werden sich zudem über Alexa Davalos in einer größeren Nebenrolle als Tuvia Bielskis Love Interest freuen.
Fazit: Spannendes Actiondrama in bester Zwick-Manier.
Michael “Eminence” Reisner