Originaltitel: When A Stranger Calls
USA, 2006
Kinostart: 15.06.2006
Jill Johnson (Camilla Belle), ansonsten beliebte wie glückliche Highschoolschülerin, ist stinksauer! Nicht genug, dass ihre Eltern ihr wegen horrender Telefonrechnungen das heißgeliebte Handy sperren und ihre beste Freundin mit ihrem Herzallerliebsten herumknutscht. Nun verpasst sie auch noch die angesagteste Party des Jahres, weil sie dem stinkreichen Ehepaar Mandrakis ihre Dienste als Babysitter zugesichert hat. Dieses lebt abgeschieden in einer traumhaften High Tech-Villa und Jills Laune verbessert sich etwas, als ihr mitgeteilt wird, dass die Kinder bereits schlafen und sie es sich in der Luxusbleibe gut gehen lassen soll. Doch bereits kurz nachdem die werten Eltern das Haus verlassen haben und die Alarmanlage eingeschaltet ist, erhält Jill verstörende Anrufe. Während sich die ersten Male kein Anrufer zu Erkennen gibt, wird der Teenager wenig später aufgefordert, nach den Kindern zu sehen. Die zusehends verängstigte Jill schaltet verzweifelt die Polizei ein, doch die Bedrohung ist näher und gefährlicher als zunächst befürchtet…
Regisseur Simon West hat sich mit seinen bisherigen Regiearbeiten, darunter Lara Croft: Tomb Raider und Con Air, nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Handwerklich gediegen, fehlte erwähnten Werken jede Spur von Originalität und fiel - wenn überhaupt - nur mit bekannten Namen wie Nicolas Cage und Angelina Jolie und einigen amüsanten Actioneinlagen auf.
Bei Unbekannter Anrufer, dem völlig misslungenen Remake des ohnehin reichlich überschätzten Gruselstreifens Das Grauen kommt um 10 aus dem Jahr 1979 fehlt jedoch beides, was zu 87 unerträglich langweiligen Filmminuten purer Zelluloidverschwendung führt. Einzig Hobbyarchitekten könnten sich an dem wirklich atemberaubenden Schauplatz des gar schrecklichen Geschehens erfreuen, doch selbst hartnäckigste “Schöner Wohnen”-Puristen müssten zugeben, dass Jake Wade Walls Drehbuch kaum die Substanz für einen Kurzfilm gehabt hätte. Eine Viertelstunde vor dem ersehnten Abspann passiert zwar endlich ein wenig mehr als nervenaufreibendes Dauergeläute des hauseigenen Telefons und unnützes Herumgeschleiche mit völlig vorhersehbaren Schreckmomenten, doch von Spannung oder gar Atmosphäre kann trotzdem keine Rede sein. Die Auflösung, die in den Siebziger Jahren wohl noch für den einen oder anderen Schock gut gewesen sein dürfte, ist in der Variante von 2006 nicht einmal einen wohligen
Schauer wert.
Doch nicht nur die einfallslose Inszenierung und das dröge Drehbuch, sondern auch die völlig überforderte Camille Bell in der Hauptrolle fördert den raschen Zersetzungsprozess des Streifens immens. Da die junge Dame, die bislang hauptsächlich mit Nebenrollen wie z.B. in Vergessene Welt: Jurassic Park oder Zauberhafte Schwestern auf sich aufmerksam machte, sich zu kaum mehr als zwei Gesichtsausdrücken hinreissen lässt und größtenteils darauf bedacht ist, ihre ansehnliche Figur formvollendet in die Kameras zu halten, will man ihr die Rolle des terrorisierten Opfers so ganz und gar nicht abnehmen. Da Bell aber in praktisch jeder Szene vorkommt, begibt sie sich nach spätestens einer Dreiviertelstunde in einen ernsthaften Nervigkeitswettstreit mit dem dauerjohlenden Telefon. Wer diesen gewinnt, sei dem Publikum überlassen. Außer Insomnie-Patienten würde ich dieses lieblose Fließbandprodukt jedoch ohnehin niemandem ans Herz legen.
Michael “Eminence” Reisner