USA, 2012
“Übrigens, ich hab wieder ne neue Superkraft”
Bella Swan ist tot.
Ihrer großen Liebe Edward bleibt nicht viel Zeit, um sich mit ihrer leblosen Hülle zu vergnügen, denn die Volturi machen sich zum Angriff bereit. Diese bösesten aller Blutsauger haben es auf Renesmee abgesehen, Edward und Bellas im Vollsuff benanntes Baby, das im Rekordtempo heranwächst und eine wie auch immer geartete Gefahr darstellt.
Da im abgelegenen Forks, Washington noch niemand von Skype gehört hat, grasen nun Die Guten alle möglichen (d.h. düsteren und engen) Orte auf der Welt ab, um Freunde herbei zu rufen, die den Volturi bei ihrer Ankunft bezeugen sollen, dass Renesmee keine Gefahr darstellt.
Um Spannung geht es also auch dieses Mal nicht, genau so wenig wie um die Frage, wie Sex funktioniert, wenn man keinen Puls hat.
Die Belohnung für das Durchstehen des Vorspanns, der sich minutenlang in wahllos zusammengeschnittenem Archivmaterial ergötzt, ist keineswegs ein Ende der enervierenden Warterei, mit der der erste Teil des gestreckten Finales über 700 Millionen Dollar erwirtschaftete. Nach einer langen, langen Sexszene Liebesszene wird zum Tagesgeschäft übergegangen. Jacob sorgt sich um Bella, Edward sorgt sich um Bella, und alle anderen sorgen sich um Bella. Und auch ein wenig um das Baby, dessen CGI-Gesicht eigentlich in der Lage sein sollte, die Volturi im Alleingang zu verscheuchen.
Es macht Sinn, den Film in gehauchte Liebesschwüre zu rahmen, damit das schmachtende Publikum auch ja die Romantik mit auf den Nachhauseweg nimmt und nicht den anderthalbstündigen Mittelteil. Sonst könnte den notorisch qualitätsbewussten Fans auffallen, dass das ganze Trara auch locker in einer Viertelstunde hätte abgehandelt werden können. Ausstaffiert wird das Ganze mit zahlreichen Gastauftritten mit unterschiedlichen Graden unfreiwilligen Humors, vom wortkargen Einsiedler, der wieder von dannen zieht, bevor er irgendetwas zur Geschichte beigetragen hat, bis hin zu ein paar Vertretern der Amazonas-Fraktion, die im Lendenschurz durch die Winterlandschaft stapfen, da es zuhause im Dschungel warm ist. Damit alle während der endlosen Wartereien etwas zu tun haben, werden Superkräfte verglichen, die von Elektrizität bis hin zum Beherrschen des Geistes und der Elemente reichen. Zum Finale geht es tatsächlich einen Moment lang rund, bevor plötzlich alles zurückgenommen und wieder zum Schmachten übergegangen wird.
Volle Empfehlung also.
Felix “Flex” Dencker