Originaltitel: Twilight
USA, 2008
Kinostart: 15.01.2009

Die 17-jährige Bella (Kristen Stewart) war schon immer ein bisschen anders und hat sich nie sonderlich darum gekümmert, sich anzupassen. Als ihre Mutter mit ihrem neuen Mann auf eine lange Reise aufbricht, muss die wenig begeisterte Bella aus dem sonnigen Phoenix zu ihrem Vater nach Washington, ins verregnete Kaff Forks ziehen. An der dortigen High School verkuckt sie sich schnell in den geheimnisvollen Einzelgänger Edward, der so finster dreinblickt, dass sie wie magisch von ihm angezogen wird. Seine groteske Unfreundlichkeit macht ihn nur noch unwiderstehlicher, und auch er hält Bellas Annäherungsversuchen nicht lange stand. Dass er ein Vampir ist, stört Bella nicht, sie ist sogar versessen darauf, selbst infiziert zu werden. Doch Edward weigert sich. Wenn er erst einmal von ihrem Blut kostet, so fürchtet er, wird er sich nicht mehr bremsen können.

Mit ihrer kaum verschleierten Allegorie auf die Glorie jugendlicher Enthaltsamkeit gelang Autorin Stephenie Meyers ein Welterfolg, der bereits drei Fortsetzungen nach sich zog. Zumindest für junge Mädchen ist die Verfilmung des ersten Bandes ohne Frage der am heißesten erwartete Film des Jahres. Insofern lautet die einzige offene Frage, ob sich eine Kinokarte auch dann lohnt, wenn man nicht zu dieser Zielgruppe gehört.
Auf die Gefahr hin, eine erderschütternde Überraschung vorweg zu nehmen: leider nein.
Die beiden Hauptdarsteller spielen ihre Rollen weitgehend überzeugend, an Nebendarstellern tut sich zudem Billy Burke als Bellas Vater hervor, dem es zeitweise gelingt, den Film in der Realität zu erden. Es gibt einige nette Ideen wie die Sammlung von Abschlussfeier-Hüten, eine Handvoll gelungener Charaktermomente sowie Hinweise auf einen übergeordneten Mythos, die dankenswerterweise nicht vollständig ausgewalzt werden.
Ausgerechnet die Vampire sind es, die den Film zu Fall bringen. Das erste Drittel bietet eine Menge unfreiwilligen Humor, von dem der Film sich nie vollständig erholt. Die Blutsauger werden mit mehr Zeitlupen eingeführt als Michael Bay sich jemals trauen würde, und vor allem die männlichen Vertreter blicken drein wie Albinos, die sich gerade in die Hose gemacht haben. Man kann es originell finden, die Ästhetik einer Bacardi-Werbung für ein kaltes, regnerisches Setting zu adaptieren, doch hilft dies kaum, den Film ernster zu nehmen. Und natürlich leidet auch Twilight unter dem seltsamen Bedürfnis vieler Autoren von Vampirgeschichten, dem Vampir-Mythos neue Elemente anzudichten. So können sich Vampire in Stephenie Meyers’ Universum im Sonnenlicht bewegen, vermeiden dies aber, da ihre Haut dann zu glitzern beginnt und sie auffallen würden. Ist ja klar.
Als Buch funktioniert Twilight vermutlich wesentlich besser denn als Film. Im Film, wo die Rollen zwangsläufig von menschlichen Wesen gespielt werden, ist es einfach nicht nachvollziehbar, warum sich alle Welt Hals über Kopf in Bella verkuckt, und Edwards glitzernde Haut sieht nicht schön aus, sondern schlichtweg befremdlich. Bella und Edward sind zwei gutaussehende Teenager, die sich Hals über Kopf ineinander verlieben und in - gelinde gesagt - ungewöhnlichem Maße voneinander besessen werden. Vielleicht wirkt es im Buch tatsächlich romantisch, wie Edward seiner Liebsten nachstellt und monatelang ohne ihr Wissen in ihr Schlafzimmer eindringt, um ihr beim Schlafen zuzusehen. Vielleicht auch nicht.

Was soll’s. Twilight wird bei seiner Zielgruppe einschlagen wie eine Bombe, und warum auch nicht.
Kinogängern jenseits der Pubertät sei stattdessen So finster die Nacht empfohlen, der das Thema junge Vampire cleverer, leiser und glaubwürdiger angeht - und an den Kinokassen völlig untergehen wird.

Felix Flex” Dencker