USA, 2011
Kinostart: 24.11.2011
Das ist ein Warteinbisschenstrauch
Nachdem Stephenie Meyer mit den ersten drei Büchern ihrer Fantasyserie Twilight vielfache Millionärin geworden war, ließ sie alle Zügel los. Breaking Dawn, das vierte und bislang letzte Buch der Reihe, bietet eine Schwangerschaft im Zeitraffertempo, einen Fötus, der per Telepathie kommuniziert, und nicht zuletzt einen Werwolf, der sich in ein Neugeborenes verliebt.
Offensichtlich hatten Summit Entertainment und Regisseur Bill Condon Angst, das Publikum mit allzu schauderhaften Szenen abzuschrecken, denn im Film ist kaum etwas davon zu sehen.
Bella (Kristen Stewart, die diesmal einige Minuten lang lächeln darf, bevor die eigentliche Geschichte beginnt) staunt nicht schlecht, als sie nach ihrer Hochzeitsnacht vor dem Spiegel steht und ihr Bauch bereits gewölbt ist (zumindest nach Hollywood-Maßstäben). In der nächsten Szene, wenige Wochen später, trägt sie bereits einen Medizinball vor sich her und steht kurz vor der Entbindung, während die wie immer unglücklichen Vampire und die wie immer wütenden CGI-Wölfe darüber beraten, ob man vielleicht etwas unternehmen sollte. Selbst die potentiell garstige Liebe des mehr oder weniger erwachsenen Jacob für das Neugeborene wird mit einer Montage abgehandelt, die nur Leserinnen des Buches verstehen werden, und schön keimfrei hinter dem Begriff “Prägung” versteckt.
Was bleibt, ist vor Allem eins: Warten. Warten auf das Ja-Wort, warten auf die Hochzeitsnacht, warten auf das Baby, warten auf einen großen Konflikt, der nicht kommt.
Während Bella und die Bleichgesichter vor sich hin warten, streitet sich Jacob ein wenig mit seinen Artgenossen, und Bellas Vater wartet noch ein bisschen.
Als bekannt wurde, dass das vierte Buch in Form zweier Filme adaptiert würde, lag die Vermutung nahe, das Studio Summit wolle lediglich die massiven Einnahmen verdoppeln, die der letzte Teil der erfolgreichen Reihe unweigerlich einfahren wird. Mit seiner aseptischen Erzählung und einem Plot, der in 20 Minuten hätte abgehandelt werden können, vermag Teil 1 diese Befürchtung leider nicht zu entkräften.
Also heißt es wieder: warten.
Felix “Flex” Dencker