USA, 2010
Kinostart: 24.02.2011
Remakes sind die Geißel des modernen Films. Studios nennen sie immer häufiger “Reboots” und “Neuverfilmungen”, weil sie wissen, dass die Zuschauer die Nase voll davon haben, immer wieder dieselben Geschichten vorgesetzt zu bekommen. Der eine dunkle Fleck in der Vita der als unfehlbar geltenden Coen-Brüder ist auch wenig überraschend ein Remake: Ladykillers ist ein Film, den sicherlich nicht nur die Coens, sondern auch Hauptdarsteller Tom Hanks gern aus seiner Vita streichen würde.
Mit True Grit nehmen die Coens nun erneut Anlauf, einem geschätzten Stück Filmgeschichte zu neuem Glanz zu verhelfen.
Newcomerin Hailee Steinfeld übernimmt die Rolle der 14-jährigen Mattie Ross, die nach Ft. Smith, Arkansas gekommen ist, um Tom Chaney (Josh Brolin), den Mörder ihres Vaters, zur Strecke zu bringen. Zu diesem Zweck rekrutiert sie den vom Grenzland gegerbten U.S. Marschal Rooster Cogburn (Jeff Bridges), der Pistole und Whiskey gleichermaßen zugeneigt ist.
Den beiden drängt sich noch der Texas Ranger LaBoeuf (Matt Damon) auf, der Chaney bereits seit einer Weile verfolgt und sich ein saftiges Kopfgeld erhofft.
Die Coens inszenieren den wilden Westen als kaltes, raues und unnachgiebiges Land, in dem der Humor so schwarz ist wie die Seelen der Männer, die es durchstreifen. Die Wenigen, die hier leben, sind kaum mehr als Tiere, und die zivilisierte Maggie, die deutlich redet und sich offenbar sogar die Haare wäscht, sticht heraus wie ein Mann bei einem Veganerkongress.
Die Geschichte um Tod und Vergeltung bewegt sich ihrer Thematik zum Trotz mit der typisch Coen’schen Leichtfüßigkeit, die jede Laufzeitangabe Lügen straft. Viel zu schnell ist der Film vorbei, und das liegt zu einem satten Anteil auch an den Darstellern.
Während Mattie im Original von der 22-jährigen Kim Darby gespielt wurde, ist Steinfeld tatsächlich erst 14 und verdient sich ihre Oscarnominierung redlich. Spielerisch schlägt sie die Brücke zwischen dem nuschelnden Brummbär Bridges und dem betont aufrechten Damon und lässt sich von den Schauspielgrößen nie einschüchtern.
Dass die Kameraführung von Roger Deakins und die Musik von Carter Burwell das Gesamtwerk aufs feinste komplettieren, sei der Vollständigkeit halber erwähnt.
Die Frage, ob der Duke oder der Dude der bessere Rooster Cogburn war, mögen künftige Generationen entscheiden. In jeder anderen Hinsicht ist das Remake dem Original jedoch deutlich überlegen. Knackiger erzählt, etwas näher an der Vorlage und vor allem durchgehend unterhaltsam - welche Oscars der Film auch bekommen mag, er hat sie verdient.
Felix “Flex” Dencker