USA, 2008
Kinostart: 18.09.2008
Wir werden ein größeres Budget brauchen…
Bevor Ben Stiller zum Synonym für seichte Komödien wurde, die ihren Reiz aus der Erniedrigung ihrer Figuren gewinnen, schuf er die Ben Stiller Show, eine kurzlebige Comedyserie, die mit intelligenter Satire gefiel. Mit Tropic Thunder versucht er nun, beides zu vereinen.
Die Komödie Tropic Thunder erzählt von den Dreharbeiten zum Kriegsfilm Tropic Thunder. Dieser vereint drei Weltstars vor der Kamera: Den abgehalfterten Actiondarsteller Tugg Speedman (Stiller), den Brachialkomiker Jeff Portnoy (Jack Black) und den mehrfachen Oscargewinner Kirk Lazarus (Robert Downey Jr.). Leider vermag Regisseur Damian Cockburn (Steve Coogan) diesen Sack Flöhe nicht zu hüten, und so ist der Film nach vier Drehtagen schon einen Monat im Verzug. Vietnamveteran “Four Leaf” Tayback (Nick Nolte), auf dessen Buch Tropic Thunder basiert, bringt Cockburn auf eine Idee. Er schickt die drei einfach in den echten Dschungel, versteckt ein paar Kameras in den Bäumen und wartet auf seinen Oscar.
Doch als ein Rebellentrupp beginnt, Jagd auf die Eindringlinge zu machen, läuft die Sache aus dem Ruder.
Hollywood parodiert Hollywood, und das gar nicht mal schlecht. Schauspieler, Regisseure, Produzenten, Agenten, Rapper, und nicht zuletzt die Schauspielkunst an sich werden durch den Kakao gezogen, immer mit Augenmerk auf der Ambition, möglichst viele Leute vor den Kopf zu stoßen. Dass der Film sich den Boykott-Aufruf einer Organisation geistig Behinderter einfing, darf also als Gütesiegel gelten.
Die erste Hälfte des Films ist eine pure Aneinanderreihung von blödsinnigen, überzogenen und fast immer gelungenen Witzchen, mit viel Explosionen, Kunstblut und Beleidigungen in Szene gesetzt.
Als einer der drei in ein Gefangenenlager gerät und versucht wird, so etwas wie eine Geschichte zu erzählen, lässt der Film allerdings deutlich nach. Die Geschichte um seinen Agenten, den ruchlosen Studioboss und die Rebellensiedlung wird nie spannend, und der aufgedrehte Ton, der dem Film in der ersten Hälfte seinen Humor verlieh, verliert enorm an Charme.
Vor allem zwei Dinge retten Tropic Thunder jedoch vor dem Absturz. Zum einen ein Auftritt von Tom Cruise, über den im Vorfeld schon viel zu viel berichtet wurde und über den ich deshalb nur sagen möchte, dass er urkomisch geraten ist. Zum zweiten Robert Downey Jr. als Kirk Lazarus. Dieser treibt es mit dem Method-Acting etwas zu weit und hat sich einer Haut-Pigmentierung unterzogen, da seine Rolle im Drehbuch für einen Schwarzen ausgelegt war. In der deutschen Synchronfassung geht der Witz zwar elendig baden, im englischen Original aber, wo sich das Möchtegern-Ebonics-Gehabe mit seinem australischen Akzent vermischt, ist er zum Schießen.
Tropic Thunder versucht, zum Teil eklatante Drehbuchschwächen mit konstantem Vollgas zu überspielen. Das gelingt mit Fortschreiten der Geschichte immer weniger, so dass der Film letztendlich deutlich zu lang daherkommt. Die schiere Menge an gelungenen Gags und vor allem die Auftritte von Tom Cruise und Robert Downey Jr. machen ihn unterm Strich jedoch ohne Zweifel sehenswert.
Felix “Flex” Dencker