Originaltitel: Transformers - Revenge of the Fallen
USA, 2009
Kinostart: 24.06.2009
Mehr.
Mehr Roboter, mehr Bombast, mehr Nahaufnahmen von Megan Fox.
Und leider auch mehr Unübersichtlichkeit, mehr Tom & Jerry-Humor, mehr Plotlöcher.
Transformers war kein Lehrstück in Sachen drehbuchtechnischer Kohärenz, doch hangelte er sich erfolgreich von Actionsequenz zu Actionsequenz. Natürlich zehrte der Film auch von einem gewissen Überraschungseffekt, denn was für ein grandioses Spektakel da aus einer Spielzeugreihe extrahiert wurde, hatte niemand kommen sehen.
Dieser Effekt entfällt bei der Fortsetzung zwangsläufig, und sie hätte ihn bitter nötig gehabt.
Transformers 2 beginnt mit einem Prolog, der zwei Dinge zeigt: Die Roboter waren vor langer Zeit schon einmal auf der Erde, und sie hatten Kiemen. Nun kehrt einer der Damaligen zurück und will uns allen das Licht ausblasen, indem er unserer Sonne die Energie aussaugt.
Da niemand auf die Idee kommt, einfach eine der hundert Millionen anderen Sonnen in unserer Galaxie zu ernten, bekämpfen sich also Autobots und Decepticons 147 Minuten lang bis aufs Öl. Die Übersicht geht im ewigen Flirren des computergenerierten Blechs natürlich regelmäßig verloren. Vor allem beim großen Endkampf muss man teilweise blind auf die gewohnt pompöse Musik vertrauen, um mitzubekommen, welche Seite gerade die Oberhand hat. Und immer mittendrin die Menschen, und man fragt sich, warum. Diesmal ist es ein Jahrtausende altes Memo, das sich in Sams (Shia LaBeouf) Gehirn gepflanzt hat, wegen dem er mit seiner Mikaela (Fox) von Drehort zu Drehort hetzt und wegen dem die mächtigen, außerirdischen Roboter einfach nicht ohne ihn auskommen.
Dass Mikaela für den Film so wichtig ist wie Regenmäntel für Beduinen, ist dabei das kleinste Problem. Die Mythologie der Roboter wird um einige Facetten erweitert und mit jedem Schritt lachhafter. Obwohl “lachhaft” in Michael Bays Welt ein relativer Begriff ist, wo Universitäten ausschließlich von Models bevölkert werden und Videoaufnahmen von gigantischen Robotern, die sich auf offener Straße bekriegen, ein Schattendasein auf obskuren Internetseiten fristen. Vielleicht das Erstaunlichste an Transformers 2 ist, wie offensichtlich egal Regisseur Michael Bay die emotionale Seite der Geschichte war. Während Megan Fox keinen Schritt ohne extreme Nahaufnahmenzeitlupe tut, opfern sich Autobots füreinander, sterben Legenden auf dem Schlachtfeld, werden Andere wiedergeboren. Diese Szenen, die sowohl den Robotern als auch dem Film eine Seele - oder wenigstens eine emotionale Basis - hätten geben können, fängt Bay so beiläufig ein, als versuche er gar nicht erst, irgendeine andere Reaktion zu bekommen als das untote “boah krass” der Fanboys. Entsprechend schmerzhaft wird es, sobald vermeintliche Charakterszenen die Action vom Bildschirm vertreiben. Ob Mikaela versucht, eine Liebesbekundung aus Sam herauszukitzeln, ob die Eltern nach Ägypten gekarrt werden, um noch eine Moralpredigt mehr abzusondern, oder Sams Zimmergenosse, nun, egal was macht. Frischen Wind bringt allein John Turturro, der zur zweiten Halbzeit dazustößt und das dröge Geschehen zeitweise aufzulockern vermag.
Es gibt einen großen Unterschied zwischen Filmen, deren Betonung auf der Action liegt und solchen, deren Handlung so hundsmiserabel konstruiert ist, dass die Action bedeutungslos wird. Transformers 2 führt seinen Vorgänger ad absurdum, um mittels einer “Ups, war doch alles anders!”-Wendung die gleiche Geschichte nochmal zu erzählen. Der Film bietet einige tolle CGI-Momente, doch das ist für zweieinhalb Stunden viel zu wenig.
Felix “Flex” Dencker