USA, 2008
Robert “Fish” Fishman ist Drummer bei der aufstrebenden Band Vesuvius, deren Weg in den Rockolymp nur eine Frage der Zeit ist. Für einen lukrativen Plattenvertrag lassen ihn jedoch seine Musikerkollegen fallen und Fishs Traum vom Leben als Rockstar findet ein jähes Ende.
20 Jahre später sind Vesuvius immer noch ganz oben, während Fish nicht einmal seinen todlangweiligen Job in einem Call-Center halten kann. Notgedrungen zieht er in den Dachboden seiner Schwester, was sich aber als wahrer Glücksfall herausstellt. Sein Neffe bittet ihn nämlich bei seiner Band A.D.D. als Schlagzeuger beim Abschlußball auszuhelfen. Nach anfänglichem Zögern wird Fish erneut vom Musikfieber gepackt und wittert die längst verpasst geglaubte Chance, Sex, Drugs & Rock’n’Roll zu seinem Beruf zu machen. Doch seine Bandkollegen sind nun mal Teenager und die haben besorgte Eltern.
Der Komiker Rainn Wilson ist im deutschsprachigen Raum nicht allzu bekannt, in den USA jedoch durch seine Rolle in der Hitserie The Office ein gefeierter Star. Sein Hauptrollendebüt ist in vielerlei Hinsicht mit Jack Blacks endgültigem Durchbruch School of Rock aus dem Jahr 2003 vergleichbar, denn auch The Rocker lebt vom ansteckenden Enthusiasmus seines Hauptdarstellers, der eine ansonsten brave Mainstreamkomödie überhaupt erst sehenswert macht. Wilsons leidenschaftlich dargebotene One-Man-Show als liebenswerter Rock’n’Roll-Loser macht, trotz der einen oder anderen überflüssigen Slapstickeinlage, richtig Spass. Besonders seine Eskapaden auf Tour und die gemeinsamen Szenen mit Vesuvius (u.a. Will Arnett und Bradley Cooper) sind hier als Highlights zu nennen. Seine jungen Schauspielkollegen müssen sich leider mit Charakterzeichnungen vom Reißbrett zufriedengeben und wirken als schüchternes Dickerchen Matt (Josh Gad), melancholischer Sänger Curtis (Teddy Geiger) und forsche Emo-Braut Amelia (Emma Stone) reichlich blass. Einzig Christina Applegate als Curtis’ fesche Mutter mit illustrer Vergangenheit kann annähernd neben Wilson bestehen. Die sich anbahnende Romanze zwischen den beiden wurde jedoch nur unzureichend umgesetzt und hätte durchaus mehr Raum verdient. Überhaupt kann sich das Drehbuch von Maya Forbes und Wallace Wolodarsky nie so recht zwischen den diversen Nebenplots entscheiden und nimmt damit allen jegliche Substanz.
Die Inszenierung von Peter Cattaneo (Ganz oder gar nicht) geriet dagegen flott und ohne merkliche Längen. Musikalisch macht der protzige Achtziger-Hairspray-Rock von Vesuvius wenig überraschend wesentlich mehr her als der modernere, allzu brave A.D.D.-Sound, der auf eine jüngere Zielgruppe aus Jonas-Brothers-Anhängern abgestimmt zu sein scheint.
Fazit: Drei gute Gründe, die für einen Kinobesuch von The Rocker sprechen? 1. Rainn Wilson, 2. Rainn Wilson und 3. Rainn Wilson!
Michael “Eminence” Reisner