Originaltitel: The Reaping
USA, 2006
Kinostart: 19.04.2007

Ex-Pastorin Katherine Winter (Hilary Swank) hat nach dem Tod ihres Mannes und ihrer kleinen Tochter dem Glauben an Gott abgeschworen und widmet sich nun der Forschungsarbeit. Als Universitätsprofessorin hat sie sich einen Ruf als Expertin für die wissenschaftliche Aufklärung von religösen Phänomenen erarbeitet. Bislang hat sich noch jedes der untersuchten Wunder als Humbug entpuppt, doch ihr neuester Fall scheint anders gelagert:
In der Kleinstadt Haven hat sich nach dem Tod eines Jungen das Flusswasser in Blut verwandelt. Die Bewohner des im hintersten Winkel Louisianas angesiedelten Örtchens glauben, dass ein mysteriöses Kind namens Loren McConnell (AnnaSophia Robb) den Zorn Gottes auf sich und ihre Gemeinde gezogen habe. Gemeinsam mit ihrem Partner Ben (Idris Elba) versucht Katherine der Sache auf den Grund zu gehen. Als jedoch weitere biblische Plagen über Haven hereinbrechen, scheint auch die Wissenschaft an ihre Grenzen zu stoßen.

Nachdem Hilary Swank bereits letzte Woche mit dem gelungenen Schuldrama Freedom Writers die deutschen Lichtspielhäuser beehrte, versucht sie nun mit einem Gruselstreifen zu reüssieren. Der von Dark Castle Entertainment, dem Genrearm von Warner Bros., produzierte und von dem erfahrenen Regisseur Stephen Hopkins (u.a. Lost in Space und The Life and Death of Peter Sellers) brav inszenierte Horrorfilm setzt dankenswerterweise nicht auf den gängigen Splattertrend eines The Hills Have Eyes 2 oder Saw 3, sondern versucht mit altbewährten Schockmomenten und gut plazierten Spezialeffekten Gänsehaut zu erzeugen. Die biblische Mystik erinnert - wie auch die Glaubenskrise der Hauptfigur - ein wenig an Der Exorzist, an dessen dichte Atmosphäre The Reaping jedoch nicht im Entferntesten herankommt.

Das größte Manko ist ohne Zweifel das Drehbuch des Brüderpaares Carey und Chad Hayes. Zum einen macht es die schablonenhafte Figurenkonzeption selbst einer ausgesuchten Klasseschauspielerin wie Hilary Swank schwer, ihren Filmcharakter über alle Klischees hinweg interessant zu gestalten. Zum anderen verläuft sich der ohnehin recht dünne Plot im zweiten Filmdrittel in unnütze Schwafelei und kann nur höchst selten mit effektiven Schrecksequenzen punkten. Die durchaus gelungene, flotte Exposition mündet demnach viel zu schnell in ein Spannungstief, welches in weiterer Folge nur noch durch die jeweils nächstfolgende Plage unterbrochen wird. Als ungeheuer nervtötend präsentiert sich die meistens völlig deplazierte, alles und jeden zukleisternde Musik John Frizzells, der es sich scheinbar zur Aufgabe gemacht hat, die gute Kameraarbeit Peter Levys bewusst zu sabotieren. Trotzdem sind auch einige optische Leckerbissen wie die Bootsfahrt auf dem Blutfluss oder ein gekonnt inszenierter Heuschreckenangriff auf der Haben-Seite zu finden.

Den Todesstoß und letztlich auch die damit verbundene Empfehlung, einen Bogen um The Reaping - Die Boten der Apokalypse zu machen, geht mit dem fürchterlich verpatzten Finale einher. Die unendlich lahme Auflösung wird nur noch vom billigen Effektgewitter und der völlig unnötigen Schlusspointe übertroffen.
Bis auf ein paar nette Schauwerte und ein ansprechendes Ensemble hat der Genreschmonzes leider rein gar nichts zu bieten.

Michael Eminence” Reisner