Großbritannien, Italien, Frankreich, 2006
Kinostart: 11.01.2007

Am 1. September 1997 starb in Paris Prinzessin Diana an den Folgen eines verhängnisvollen Autounfalls. Die weltweite Anteilnahme war grenzenlos, doch was ging zu dieser Zeit innerhalb der gut bewachten Mauern des Buckingham Palace vor? Stephen Frears gibt mit seinem neuesten Werk eine mögliche Antwort.
Königin Elizabeth Ii. (Helen Mirren) steht vor der Situation, dass das beliebteste Mitlgied der Königsfamilie eine Frau ist, die - nach der Scheidung von Prinz Charles - gar nicht mehr zu selbiger gehört. Der tragische Tod der Prinzessin von Wales steigert diese öffentliche Meinung noch um ein Vielfaches, doch die Queen übt sich in Zurückhaltung und betrachtet den Tod ihrer ehemaligen Schwiegertochter als Privatangelenheit. Die britische Bevölkerung verlangt jedoch nach der Präsenz und Anteilnahme ihres Staatsoberhauptes und ist zusehends verärgert, als ihr dies verwährt bleibt. Der frisch ins Amt des Premierministers gewählte Tony Blair (Michael Sheen), ein Reformer und wie jeder Politiker darauf bedacht, die Öffentlichkeit auf seiner Seite zu haben, versucht seine Königin von der Abkehr ihrer störrischen Haltung zu überzeugen. Konflikte sind vorpogrammiert…

Stephen Frears war zuletzt mit der köstlichen Komödie Lady Henderson präsentiert in den deutschen Kinos vertreten. Nach Dame Judy Dench konnte er sich für The Queen abermals eine herausragende Hauptdarstellerin sichern, nämlich Helen Mirren (dann würd ich´s oben weglassen). Ihre herausragende Leistung trägt den Streifen über die eine oder andere Länge hinweg und vermag selbst thematisch wenig Interessierte bei der Stange zu halten. Eine Oscarnominierung sollte der Charakterdarstellerin mit ihrem ungeheuer differenzierten Porträt einer starken, jedoch keineswegs gefühlskalten Persönlichkeit sicher sein.
Doch auch das übrige Ensemble zeigt sich überdurchschnittlich: James Cromwell mimt Prinz Philip, an dem als einziger der Royals kein gutes Haar gelassen wird, mit gewohnter Souveränität. Hervorragend agiert auch Michael Sheen (Underworld: Evolution), der den nach wie vor amtierenden britischen Premier in Mimik und Gestik verblüffend authentisch auf die Leinwand zaubert. Einzig Alex Jennings als Prinz Charles wirkt etwas blass und zeichnet damit seinen Filmcharakter schwächer als notwendig.

Die Inszenierung erweist sich als geschicktes Zusammenspiel aus nüchterner Erzählweise mit zurückgenommener musikalischer Untermalung und ruhigen Kameraeinstellungen und Originalaufnahmen aus der betreffenden Zeit. Dass Frears diese mit ein wenig zu pathetischen Tönen unterlegt, verzeiht man ihm aufgrund des ansonsten äußerst stimmigen Grundpakets.

Fazit: The Queen ist ein effektiv in Szene gesetztes, hervorragend gespieltes Ensembledrama, das einen faszinierenden Blick ins Innenleben der englischen Königsfamilie wirft, als die britische Monarchie eine ihrer schwersten Krisen zu bewältigen hatte.

Michael Eminence” Reisner