USA, 2009
Staff Sergeant Will Montgomery verletzt sich bei einem Militäreinsatz im Irak. Nach unzähligen Behandlungen kehrt er nach Hause zurück, wo seine Freundin mittlerweile ihr eigenes Leben führt und kurz vor der Hochzeit mit einem anderen Mann steht. Drei Monate vor dem Ende seiner Dienstzeit wird er ins Casualty Notification Office versetzt, jene Dienststelle, die den Hinterbliebenen gefallener Soldaten die Todesnachricht überbringt. Durch den erfahrenen Captain Tony Stone lernt er die Tücken der neuen Berufung kennen. Die oberste Regel, die unbedingt notwendige Distanz zu den Angehörigen der Opfer, verletzt Will jedoch bei der jungen Witwe Olivia, an der er mehr als nur berufliches Interesse zeigt.
Oren Moverman zeigt in seinem Antikriegsfilm hautnah jene Schrecken auf, die auf die Soldaten nach ihrer Heimkehr warten. Der Krieg, die Schuld, die Verbundenheit mit der Army und den Kameraden lässt sie einfach nicht los, die einst vertraute Umgebung erscheint fremd, Mauern aus Unnahbarkeit und Abweisung werden aufgebaut.
Im Mittelpunkt von The Messenger steht der Versuch eines dieser Rückkehrer, wieder Fuß zu fassen. Nach anfänglicher Distanz ist es ausgerechnet der hartherzig erscheinende Vorgesetzte Tony - Woody Harrelson in einer facettenreich gespielten Glanzrolle - der ihm dabei hilft. Im Laufe des Films bröckeln die aus Selbstschutz errichteten Fassaden beider Männer, was ihnen und dem Publikum einen Einblick in ihr tief verstörtes Seelenleben erlaubt und ihnen einen kleinen, aber wesentlichen Schritt in Richtung Normalität.
Auch Wills Annäherung an Olivia, zurückhaltend und sehr authentisch gespielt von Samantha Morton, schlägt in dieselbe Kerbe. Während es zunächst danach aussieht, als ob er sich aus bloßem Verantwortungsgefühl heraus um Olivia und deren Söhnchen Matt kümmern möchte, hat man am Ende doch das Gefühl, die beiden könnten eine gemeinsame Zukunft haben. Ben Foster meistert den vielschichtigen Hauptpart im übrigen hervorragend und beweist damit erneut, dass er derzeit zu den bemerkenswertesten Jungdarstellern der Us-Filmbranche zählt.
Ebenfalls erwähnenswert: Steve Buscemi als Vater eines getöteten Soldaten. Großes Lob gebührt auch Regisseur und Drehbuchautor Moverman selbst, der seine düstere Heimkehrergeschichte in harten Handkamerabildern einfängt, keine falsche Sentimentalität aufkommen lässt, aber dennoch zu berühren weiß. Insbesondere die im ersten Filmdrittel im Vordergrund stehenden Szenen, in denen die Todesbotschaften überbracht werden, gehen unter die Haut.
Fazit: Oren Moverman gelang mit The Messenger ein in Inhalt, Form und Spiel bemerkenswertes Regiedebüt, das den Zuseher tief bewegt aus dem Kinosaal entlassen wird.
Michael “Eminence” Reisner