USA, 2013
… und sein ständiger Begleiter
Es ist immer ein schlechtes Zeichen, wenn ein Verleih die Berichterstattung über einen Film einzudämmen versucht. Mal wird ein Film erst so kurz vor Kinostart der Presse gezeigt, dass negative Kritiken keine Möglichkeit haben, sich herumzusprechen. Die beliebtere (weil leichter zu koordinierende) Variante: Sperrfristen für die Filmkritiken. Diese Variante wählte Disney bei The Lone Ranger, doch da der Film in den USA bei Kritikern und Publikum bereits durchfiel, darf der Erfolg dieser Taktik bezweifelt werden.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein Texas Ranger (Armie Hammer), der als einziger einen Angriff überlebt und vom Indianer Tonto (Johnny Depp) gerettet wird.
Gemeinsam reiten sie gegen das Böse.
Ob Überraschung oder nicht: The Lone Ranger ist eine veritable Gurke geworden. Wer das hochbudgetierte Westernprojekt in den MovieGod.de-News mitverfolgte, weiß, wie lange und intensiv am Drehbuch geschraubt wurde. Das Ergebnis wirkt, als habe nach den ganzen Überarbeitungen niemand das fertige Drehbuch am Stück gelesen, bevor die Kameras anrollten.
Der Film ändert seine Tonart von Szene zu Szene, von skurriler Traumreise über leichtfüßige Actionkomödie bis hin zu bizarren Ausreißern ins Übernatürliche. Hinzu kommen einige Todesszenen, in denen Gute wie Böse auf überaus brutale Art und Weise aus dem Leben befördert werden.
Nicht zuletzt ist die Geschichte in eine Rahmenhandlung eingebettet, die ebenso nutz- wie humorlos ausfällt. Hier wartet der gealterte Tonto in einem Museum auf jemanden, dem er seine Geschichte erzählen kann. Unbewegt. Im Stehen. Seit Jahrzehnten. Falls dies den Hang der Geschichte zum Übernatürlichen etablieren soll, damit die plötzlich auftauchenden Wer-Kaninchen nicht mehr so deplatziert wirken, war’s zu wenig.
Das Kraut-und-Rüben-Drehbuch tut natürlich auch den Charakteren keinen Gefallen.
Armie Hammer gibt in der Titelrolle sein bestes, kann den Ranger jedoch nicht in eine interessante Figur verwandeln.
Johnny Depp schlafwandelt durch eine halbherzige Jack-Sparrow-Vorstellung, als langweile ihn der offensichtliche Irrglaube der Autoren, ein Vogel auf dem Kopf reiche als Ersatz für Originalität.
The Lone Ranger sollte der neue Film der Macher von Fluch der Karibik werden. Leider wurde er nur der neue Film der Macher von Fluch der Karibik 3.
Felix “Flex” Dencker