Originaltitel: The History Boys
Großbritannien, 2006
Kinostart: 17.05.2007

Schauplatz: Sheffield, Anfang der Achtziger Jahre. Die Geschichtsklasse der Cutler’s Grammar School besteht aus acht blitzgescheiten Jungs, die sich mit ihren herausragenden Leistungen für das Auswahlverfahren der Eliteuniversitäten von Oxford und Cambridge qualifiziert haben. Dem herrischen Direktor (Clive Merison) ist dies nur allzu recht, möchte er sich und seine Lehranstalt doch mit dem Ruhm und Prestige der erfolgreichen Absolventen schmücken. Da ihm die Aufnahmsprüfungsvorbereitungen des idealistischen Lehrers Hector (Richard Griffiths) nicht ausreichend erscheinen, engagiert er kurzerhand den Oxford-Absolventen Tom Irwin (Stephen Campbell Moore), der mit seinen auf Zweckmäßigkeit getrimmten Methoden der Wissensvermittlung sowohl der Schüler als auch der Lehrerschaft vor den Kopf stößt.

Das gleichnamige Theaterstück The History Boys von Alan Bennett, der auch das Drehbuch zu vorliegendem Film verfasste, feierte zunächst als Produktion des National Theatres in London große Erfolge, bevor es auch am New Yorker Broadway großen Zuspruch bei Publikum und Kritikern erntete. 2006 wurde es mit dem begehrten Tony Award ausgezeichnet.

Nicht nur Bennett sondern auch Theaterregisseur Nicholas Hytner und dessen angestammtes Ensemble an Bühnendarstellern konnten für die Kinoadaption gewonnen werden. Trotzdem oder gerade deshalb vermag das auf Zelluloid gebannte Ergebnis nur teilweise zu überzeugen. Größter Pluspunkt sind ohne Frage die spritzigen, ausnehmend schlauen Dialoge, die im Stakkatotakt vorgertragen äußerst unterhaltsam ausgefallen sind. Zudem wissen die merklich in ihren Rollen aufgehenden Darsteller durch die Bank zu gefallen, wobei Frances de la Tour als einzige weibliche Lehrkraft und der großartige Richard Griffiths den jüngeren Kollegen ein ums andere Mal die Schau stehlen. Von den Jungmannen sticht vor allem Samuel Barnett mit seiner sensiblen Darstellung des musikalisch begabten Schülers Posner hervor.

Doch täuschen auch diese positiven Aspekte nicht über die Handlungsarmut und unzureichende Charakterzeichnung hinweg. Der Hauptplot ist so altbekannt wie langweilig, einige Protagonisten werden mit unmotivierten, kleinen Geschichtchen abgespeist, die so schnell verpuffen, wie sie initiiert werden. Einzig die päderastische Ader des allseits beliebten Lehrers Hector bringt ein wenig Schwung in den ansonsten träge inszenierten Kampf unterschiedlicher Lehrmethoden und der oft diskutierten Frage nach der substantiellen Bedeutung von Bildung, die auch an dieser Stelle keine Beantwortung erfährt.

So bleiben dem werten Kinobesucher am Ende wohl nur einzelne Passagen aus The History Boys im Gedächtnis. Die schönste, ein ausführlicher Dialog zwischen Hector und Posner, der sich vordergründig um ein Gedicht Thomas Hardys dreht, wird dafür noch lange nachhallen.

Michael Eminence” Reisner