USA, 2008
Kinostart: 12.06.2008
Ohne jede Vorwarnung schwappt eine Welle von mysteriösen wie grausamen Selbstmordfällen über Teile der USA. Während zunächst nur Großstädte betroffen sind, weitet sich das unsichtbare Phänomen innerhalb weniger Stunden auch auf kleinere Gebiete aus. Der Lehrer Elliot Moore (Mark Wahlberg) verlässt New York gemeinsam mit seiner Frau Alma (Zooey Deschanel), seinem besten Freund Julian (John Leguizamo) und dessen kleiner Tochter Jess (Ashlyn Sanchez). Doch wie soll man vor einer Bedrohung fliehen, die man nicht sehen kann? Handelt es sich um einen terroristischen Anschlag oder begehrt die Natur gegen die Unvernunft der Menschen auf?
Fragen über Fragen… mit deren Beantwortung hat sich Regisseur, Drehbuchautor und Produzent M. Night Shyamalan aber ebenso wenig Mühe gegeben wie mit dem Rest des mit Abstand schwächsten Werkes im Œuvre des Mystery-Papstes. Während die ersten fünfzehn Minuten noch mit der Plötzlichkeit der Ereignisse und den geschickt inszenierten Selbstmorden für Gänsehaut sorgen, blitzt im weiteren Verlauf des knappen 90-Minüters nur noch vereinzelt das Genie Shyamalans auf. Doch was hilft passagenweise Stimmungsförderung, wenn dazwischen Dialoge dominieren, die in ihrer unfassbaren Infantilität jede ernsthafte Atmosphäre mit unfreiwilligem Humor torpedieren?
Dazu gesellen sich auch noch bewusst launige Stellen, die überhaupt nicht ins Bild eines Katastrophenszenarios derartigen Ausmaßes passen wollen. Überhaupt hat man das Gefühl, die Geschichte suche ab dem Zeitpunkt der Flucht aus New York jede klitzekleine Abzweigung, um überhaupt auf die genannte Spielzeit zu kommen und dabei möglichst wenig Neues über den Auslöser des Unglücks preiszugeben. Da müssen dann schon schrullige Einsiedlerinnen oder Terrorismus-paranoide Waffennarren herhalten, um so etwas wie Spannung zu erzeugen und die Handlung zu strecken. Die Auflösung des halbgaren Brimboriums schlägt dem ohnehin lecken Fass dann aber wirklich den Boden aus: Wer auf ein Überraschungsmoment der Marke Shyamalan hofft, wird ebenso bitter enttäuscht sein wie jene, die zumindest auf irgendeine anständige Erklärung hoffen.
Nicht einmal die Schauspieler vermögen den Streifen aufzwuwerten. John Leguizamo hat zu wenig Leinwandzeit, um auch nur den Versuch starten zu können, Mark Wahlberg guckt die meiste Zeit bedröppelt vor sich hin und Zooey Deschanel, eine Ikone des Indie-Kinos, muss eine solch vestörend-dämliche Ehefrau abgeben, dass wohl jede Berufskollegin genauso an der Rolle gescheitert wäre wie sie.
So einige haben sich an der Langsamkeit von The Village gestört, viele wussten mit dem Apartment-Märchen Das Mädchen aus dem Wasser nicht viel anzufangen, aber über The Happening werden sich die meisten einig sein: M. Night Shaymalans Film über eine Katastrophe ohne Vorwarnung ist zu einem dermaßen katastrophalen Film geworden.
Michael “Eminence” Reisner