USA, 2008
Kinostart: 29.05.2008

Asia-Horror-Remakes für Dummies: Man nehme einen asiatischen Horrorfilm, besetze die Hauptrolle mit einem hübschen, hölzernen Mädel, hebe den Kitschfaktor an und verpasse dem Ganzen ein Ende, das die Thematik der Geschichte ad absurdum führt. Diese Woche erwischt es The Eye, die 2002er Hong-Kong-Produktion der Gebrüder Pang.

Jessica Alba spielt die blinde Konzertviolinistin Sydney Wells, die sich auf Drängen ihrer Schwester einer Hornhaut-Transplantation unterzieht. Als sie aus der Narkose erwacht, kann sie wieder sehen, wenn auch verschwommen. Doch irgendetwas stimmt nicht. Sydney bekommt furchtbare Visionen von geisterhaften Kreaturen und schreienden Menschen und Albträume von, nun ja, geisterhaften Kreaturen und schreienden Menschen.

seufz
Wie um alles in der Welt konnte Sebastian Gutierrez ernsthaft glauben, er könne die Handlung des Originals verbessern? Hat er aus Gothika und Snakes on a Plane nicht gelernt, dass Drehbuchschreiben nichts für ihn ist?
Der 2002er The Eye bot ja schon kaum die Substanz einer Folge Twilight Zone, doch das Remake verhebt sich selbst an diesem Anspruch. Was Sydney sehen kann und was nicht, wechselt wie es gerade passt, bis im Finale sogar die Prämisse selbst geändert wird. Die Regie tut ihr übriges, um die Realität des Films aufzulösen. Es sollte eigentlich nicht schwer sein, filmisch darzustellen, wie etwas vor den Augen eines Protagonisten verschwindet, doch die beiden Regisseure David Moreau und Xavier Palud reihen sich in die lange Schlange derer ein, die an dem Versuch scheitern. Einige der zahllosen visuellen Gimmicks wissen zu gefallen, doch die inhaltliche Inszenierung ist durch die Bank mau. Ein Haufen Buh!-Effekte und die immer wieder, und wieder, und wieder unheilvoll anschwellende Musik zerren zwar durchaus an den Nerven, nur nicht auf die beabsichtigte Weise.
Wirklich gruselig ist nur Jessica Albas Versuch, eine emotionale Rolle zu spielen. Sie wirkt kaum lebendig genug, um als menschliches Wesen durchzugehen, da ist ihre Besetzung als Weltklasse-Musikerin schon eine Beleidigung für jeden echten Künstler. Offenbar waren sich die Macher bewusst, dass Alba sich mit einer solchen Figur überheben würde. Doch anstatt den bewährten Weg zu gehen und ihr einfach ein paar mal die Klamotten auszuziehen, schrieben sie ihr eine Schwester ins Drehbuch. Während die Hauptfigur im Original von Geburt an blind war, verlor Sydney ihr Augenlicht somit erst im Alter von fünf Jahren, durch die Schuld ihrer Schwester. Diese kann nun, gespielt von einer schmerzhaft unterforderten Parker Posey, ein paar Tränchen der Schuld abdrücken, schafft es jedoch auch nicht, Alba zu einer erkennbaren Reaktion zu bewegen.

Mit seiner elenden Langeweile, den verheizten Nebendarstellern und der viel zu angezogenen Jessica Alba erfüllt The Eye lediglich eine Funktion: als weiterer Nagel im Sarg des modernen Horrorfilms.

Felix Flex” Dencker