Kinostart: 22.05.2008

Die meisten Culture-Clash-/Coming-of-Age-Geschichten handeln von bornierten, unglücklichen Menschen, die in einer fremden Kultur zu mehr Toleranz und dadurch auch zu sich selbst finden.
The Elephant King geht den umgekehrten Weg. Regisseur und Autor Seth Grossman schickt zwei amerikanische Brüder nach Thailand, um zu lernen, dass Schulden und Zivilklagen zu Hause viel erfüllender sind als Drogen und Sex in der Ferne.

Jake (Jonno Robert) hat seine beginnende Karriere als Anthropologe aufgegeben, um es sich in Thailand gut gehen zu lassen. Da er zu diesem Zweck jedoch Fördergelder unterschlagen hat, erwartet ihn zu Hause eine saftige Klage. Als Jake seinen jüngeren Bruder Oliver (Tate Ellington) auf einen Besuch einlädt, mahnt die Mutter der beiden (Ellen Burstyn) Oliver an, den verlorenen Sohn heim zu bringen.
In Thailand angekommen, wird der schüchterne Oliver aber sogleich von der umwerfenden Lek (Florence Faivre) umgarnt, in die er sich natürlich prompt verliebt.

Dass sie lediglich auf sein Geld aus ist, dürfte jedem klar sein, kommt für Oliver jedoch irrsinnig überraschend. Das mag realistisch sein, als Aufhänger für den Film ist es zu wenig. Oliver beginnt den Film als depressives, jungfräuliches Weichbrötchen und erlebt in Thailand eine Zeit, von der er noch seinen Enkeln erzählen wird - nichts, worüber man trauern müsste. Der zweite Entwicklungsfaden, die Beziehung der beiden Brüder, besitzt ungleich größeres Potential für eine dramatische Erzählung, wird aber vergleichsweise beiläufig abgehandelt und beschränkt sich mehr oder weniger auf eine Szene gegen Ende, die dann im Alleingang auch keine Kraft mehr entfalten kann.

Solide gespielt, stilsicher und mit einem guten Auge für das thailändische Nachtleben inszeniert, aber inhaltlich und emotional viel zu flach, ist The Elephant King auf den einschlägigen Festivals besser aufgehoben als im regulären Programm selbst Arthouse-orientierter Lichtspielhäuser.

Felix Flex” Dencker