Untertitel: How the Vaunighston was won.
Charlie Kaufman hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Drehbuch im Stil von Adaptation zu verfassen. Statt der Figur des Drehbuchautors nimmt er dieses Mal die Schauspieler aufs Korn, vor allem ihre Probleme, ihre wahren Identitäten von den gespielten und ihre wirklichen Gefühle von denen, die sie vor der Kamera mimen, zu unterscheiden.
Der Plot: Die zwei Sexsymbole ihrer Zeit, Horst und Claudia, drehen den ersten gemeinsamen Film, Horst-und-Claudia-Vehikel. Der Film handelt von zwei Ehepartnern, die sich gegenseitig eine gutbürgerliche Identität vorspielen, während sie in Wahrheit etwas viel wilderes sind. Mit der gegenseitigen Entlarvung geht auch ein erneutes Aufflammen der Liebe einher. Die Erfahrung der absoluten vereinten Starpower, die sie dieser Film machen lässt, fixt Horst und Claudia schneller an als Heroin, und so beschließen sie, von hinnen als Zwillingsstern am Firmament zu strahlen. Die Klatschpresse spricht von ihnen nur noch als Haudia. Ungetrübte Freude allerorten, nur eine mag sich dem nicht so recht anschließen: Horsts verlassene Ehefrau Gaby, selbstredend auch Schauspielerin. Unverhoffterweise findet sie Trost bei Horsts bestem Freund Uwe. Das ist er zwar nicht wirklich, spielte aber diese Rolle in Horst-und-Claudia-Vehikel, was in Kaufmans Film so ziemlich aufs selbe
herauskommt. Im dritten Akt werden in einer engen Anlehnung an das Scheiden des Towuwabhu in Licht und Finsternis in der Genesis Realität und Fiktion wieder getrennt und kontrastiert, als Gaby und Uwe während der Dreharbeiten zum gemeinsamen Gaby-und-Uwe-Vehikel, das von einer Trennung handelt, zusammenkommen.
Ein ähnlich unglaubwürdiger, überkonstruierter Stuss ist den Produzenten noch nicht untergekommen, Charlie Kaufman wird nackt über den Walk of Fame gepeitscht.
Kommen wir zu etwas völlig anderem.
Der Film The Break-Up — Trennung mit Hindernissen handelt von einem Paar, das schon mal bessere Zeiten gesehen hat. Mit dieser Erfahrung ist es allein, denn dem Zuschauer wird nach einem Prolog, in dem die beiden sich kennenlernen, im Vorspann anhand einer Reihe von Fotos und Queens You´re My Best Friend nur angedeutet, was Brook und Gary in den zwei Jahren ihrer Beziehung verband. Das ist ein gelungener Schachzug, denn so teilt das Publikum die Ratlosigkeit des Paares, als nach einem Familienabend ein an sich harmloser Streit auf einmal die Trennung mit sich bringt. Die folgende Handlung besteht aus einem beinharten Stellungskrieg um das schmucke gemeinsame Appartement - ein Rosenkrieg der unteren Mittelschicht - und dem von den gutgemeinten schlechten Ratschlägen der besten Freunde gelenkten Bemühen, doch noch die Beziehung zu kitten. Dass diese beiden Vorhaben sich eigentlich ausschließen, wird dem unvoreingenommenen Beobachter schneller klar als den
Beteiligten, aber seien wir ehrlich: So ist es doch bei Beziehungen meistens.
Das von der englischen Tagline geforderte Take a side fällt leicht. Der von Vince Vaughn verkörperte Stadtführer Gary ist zwar sympathisch, aber manzipationstechnisch noch nicht in diesem Jahrhundert angekommen, so dass die Grundzickigkeit der von Jennifer Aniston gespielten Galeristin Brook völlig berechtigt ist.
Das von Vaughn mitverfasste Drehbuch bemüht sich redlich, mit der typischen “Romantic Comedy” made in Hollywood zu brechen, weiß aber leider nicht, wohin mit der Freiheit einer solchen Genresprengung und wirft so neben dem Kitsch leider auch gleich den Humor über Bord.
In Komik transzendierte Fallhöhe bringt nur die Familienzusammenführung zu Beginn mit sich, wenn Brooks kulturell überfeinerter Anhang auf Garys bodenständige bis vulgäre Brüder trifft, dann geben nur noch überzeichnete comic reliefs wie Garys paranoider bester Freund und Brooks durchgeknallte Kollegen den einen oder anderen Schmunzler her.
Aus der Konfrontation des Paares selbst wird zu wenig Spannung gewonnen, weder in Form eines mutigen Schrittes in Richtung ungefilterten Irrsinns, wie es das unerreichte Vorbild Der Rosenkrieg vormacht, noch durch eine erbarmungslose gegenseitige Sezierung der Partner wie in Wer hat Angst vor Virginia Woolf oder Szenen einer Ehe.
Brook und Gary wissen voneinander eigentlich nur, welche Art von Musik sie laut spielen müssen, um den anderen zu reizen.
Andererseits ist es lobenswert, dass die Hauptcharaktere keinem billigen Lacher aufgeopfert werden, sondern durchaus so etwas wie eine Wandlung durchleben. Diese geht leider nicht so weit, dass man behaupten könnte, der Film zeige ein Bemühen, sich dem Thema “Trennung” ernsthaft zu nähern - Außer man hielte die bereits monierte Abwesenheit von Humor für einen Ausdruck von Ernst. Das wahre Verdienst des Films ist es daher, in seinem unentschlossenen und unfruchtbaren Schwanken zwischen Norm und Abweichung, das Auf und Ab und Hin und Her einer Trennung adäquat einzufangen.
Aber wer will das im Kino sehen?
Sven Ole Leisure Lorence Lorenzen