USA, 2015
Kinostart: 23.04.2015
Estimated at several weeks
Marvel’s The Avengers war ein Ereignis. Für Marvel Studios war der Film das Ergebnis jahrelanger Planungen und kollossaler Anstrengungen, für die Fans der Höhepunkt einer Filmreihe, die Kindheitsträume wahr werden ließ.
Drei Jahre später ist alles anders. Das filmische Marvel-Universum wächst und gedeiht, und wir blicken dem Bürgerkrieg der Superhelden entgegen, der 2016 in Captain America 3 seinen Anfang nehmen wird. Mit Spider-Man wird jener Film einen mit großer Spannung erwarteten neuen Helden aufbieten, und das nächste große Spektakel, der Infinity War, ist auch schon angekündigt.
Avengers 2 ist somit nur noch ein Pflasterstein auf dem Weg zu Größerem, und tatsächlich tut sich der Film deutlich schwerer, Eindruck zu hinterlassen.
Produzent Kevin Feige und Regisseur Joss Whedon hatten bereits angekündigt, dass Avengers 2 mit der Tradition brechen und auf eine Szene nach dem Abspann verzichten wird. Man habe nichts gefunden, um die Schawarma-Szene am Ende des ersten Avengers zu überbieten, also versuchte man es gar nicht erst.
Ähnlich ging man leider bei Quicksilver vor. Der schnellste Mann des Marvel-Universums feierte erst 2014 seine Kinopremiere, in X-Men: Zukunft ist Vergangenheit. Regisseur Bryan Singer bescherte ihm vor allem mit der berühmten Küchenszene einen kurzen, aber unvergesslichen Auftritt. Unter Whedons Leitung bringt es der (jetzt von Aaron Taylor-Johnson gespielte) Quicksilver noch zu einem Schweif aus CGI-Gewabere.
Wie von Whedon nicht anders zu erwarten, gerät seine Schwester Scarlet Witch (Elizabeth Olsen) facettenreicher und klingt auch, anders als ihr Bruder, nicht wie ein Elektroauto. Einige Male schrammt auch sie jedoch nah an der Parodie vorbei, denn das Drehbuch gebraucht die Zauberin wie ein schweizer Taschenmesser, das stets zur Hand hat, was die Geschichte gerade braucht.
Die bereits etablierten Figuren trifft es sehr viel besser. Nun, da die Helden der ersten Reihe allesamt mehrere Solo-Abenteuer bewältigt haben, gönnt Marvel die ruhigen Momente den kleineren Charakteren. Wer die meiste Tiefe erhält, soll nicht verraten werden, doch es ist eine angenehme Überraschung.
Keine Überraschung ist die rundum gelungene Action. Vom Auftakt bis zum Finale bleibt Whedon routiniert und behält stets den Überblick. Vor allem die Prügelei zwischen Hulk und Iron Mans Anti-Hulk-Rüstung gerät kurzweilig und zählt definitiv zu den Highlights des Films. Schon der Sturm auf ein Hydra-Lager, der den Film eröffnet, macht Spaß. Die Kabbeleien zwischen den Alphatieren beschränken sich auf einen schmerzlich lahmen Running Gag, dafür treten koordinierte Angriffe in den Vordergrund, was seinen eigenen Spaß bringt.
Nur so richtig spannend wird es nicht. Anders als beim ersten Avengers und zuletzt bei Captain America: The Winter Soldier wird es nie allzu bedrohlich, denn Widersacher Ultron ist zwar mächtig, aber auch etwas unterbelichtet. Sein Plan für die Weltherrschaft ist infantil in der Idee und abstrus in der Ausführung - würde nicht James Spader dieser künstlichen „Intelligenz“ seine Stimme leihen, wäre Ultron nicht für voll zu nehmen.
Avengers 2 ist ein überraschend konsequenzloser Schritt auf dem Weg zum Civil War, und schließlich zum Infinity War. Dass ein derartiges Spektakel in dieser Filmserie kaum noch heraussticht, spricht allerdings Bände.
Felix “Flex” Dencker