USA, 2007
Kinostart: 07.02.2008
Knastbruder Petey Greene (Don Cheadle) träumt von der großen Karriere als Radio-Dj. Frisch aus dem Gefängnis entlassen, bringt er den Programmdirektor von Wol Am, Dewey Hughes (Chiwetel Ejiofor), dazu, ihn probeweise eine Morgensendung moderieren zu lassen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wird der großmäulige, aber immer ehrliche Ex-Knacki mit seiner unverblühmten Art zum Sprachrohr einer Generation, die Mitte der 60er Jahre dem festgefahrenen amerikanischen Establishment den Kampf ansagt.
Doch der Ruhm hat auch seine Schattenseiten…
Gibt es eigentlich irgendeine Rolle, die Don Cheadle nicht wie auf den Leib geschneidert erscheint? Nach der neuerlichen Glanzleistung in Die Liebe in mir brilliert er hier ausgerechnet als marktschreierischer Ex-Knasti, als ob er nie etwas anderes gespielt hätte. Doch natürlich sind es gerade die leisen Momente, die seinen Filmcharakter vom oberflächlichen Angeber mit dem Herz am rechten Fleck glaubhaft zum ernsthaften, gesellschaftspolitisch relevanten Mann der Öffentlichtkeit machen. Diesen darstellerischen Spagat mit all den persönlichkeitsbezogenen Komponenten (unnötig kompliziert, warum nicht einfach “Charaktereigenschaften” oder sowas?) wie (Greenes) Alkoholsucht und (seine) zahlreiche Affären, meistert Cheadle zu jedem Zeitpunkt hervorragend und drückt dem ansonsten recht konventionellen und im letzten Drittel überhastet erzählten Biopic seinen Stempel auf. Unumstrittenes Highlight in der ansonsten wenig originellen Inszenierung stellenhier die Szenen rund um die Ermordung Martin Luther Kings dar, die den echten Petey Greene zur Legende machten und auf Zelluloid gebannt auch noch ein geballte Ladung Zeitgeist transportieren.
Der ewige Nebendarsteller (im kinky boots hatte er die hauptrolle ;-) ) Chiwetel Ejiofor (Children of Men, American Gangster) vermag mit ausdrucksstarkem Spiel die komplexen geschäftlichen und freundschaftlichen Bande zwischen den beiden Hauptakteuren als ausgeglichen zu verkaufen. Ein starkes Stück, da das Drehbuch von Michael Genet und Rick Famuyiwa gegen Ende hin die zentralen Figuren nur noch lieblos einige Stationen ihres Lebens abspulen lässt und wenig tut, um die Charaktere fertig zu zeichnen. Auch die ansprechenden Nebenrollenleistungen von Martin Sheen, Cedric the Entertainer und Taraji P. Henson sollten nicht unerwähnt bleiben.
Fazit: Sehenswertes Biopic mit starkem Ensemble, dem gegen Ende allerdings spürbar die Luft ausgeht.
Michael “Eminence” Reisner