USA, 2008
Kinostart: 17.04.2008
Ursprünglich sollte er “The Night Watchman” heißen, David Ayers neuer Film über Korruption bei der Polizei von Los Angeles. Die Änderung in “Street Kings” ist passend für einen Film, der nur eines noch mehr verachtet als korrupte Bullen: Understatement.
Keanu Reeves spielt Tom Ludlow, einen der härtesten Polizisten, Entschuldigung, Cops der Stadt. Um die Straßen von bösen Jungs zu befreien, übertritt er schon mal Grenzen, was ihm die Aufmerksamkeit der Dienstaufsichtsbehörde in Gestalt von Captain Biggs (Hugh Laurie) einbringt. Als Ludlow einen ehemaligen Partner aufmischen will, da der ihn verpetzt hat, muss er mit ansehen, wie der von Unbekannten niedergeschossen wird.
Als er der Sache nachgeht, gerät er in einen Sumpf, in dem mehr seiner Kollegen stecken als gedacht.
David Ayer und das Böse auf den Straßen von L.A., eine langjährige und fruchtbare Zusammenarbeit mit qualitativ höchst unterschiedlichen Ergebnissen. Nachdem er für sein Drehbuch zu Training Day allerhand Lob erhielt, verfehlte sein Regiedebut Harsh Times das Massenpublikum vollständig - aus gutem Grund, denn der Film war eine zähe und anstrengende Angelegenheit ohne Spannung. So gesehen ist Ayers zweite Regiearbeit ein Schritt nach vorn, denn auch wenn Street Kings genau so frei von Überraschungen bleibt und sich vor allem im Mittelteil ewig zieht, ist er kein gar so kompletter Totalausfall. Die Darsteller sind überwiegend solide, auch wenn ausgerechnet Reeves den gesamten Film mit einem einzigen Gesichtsausdruck bestreitet. Ob man Hugh Laurie ernst nehmen kann, hängt wohl vor allem vom Konsum von dessen Serie House ab - die Idee, Biggs ausgerechnet in einem Krankenhaus einzuführen, war nicht die beste. Dazu gibt es einen aggressiven aber wirksamen Score von Graeme Revell, der das zum Teil schleppende Tempo des Films etwas zu kaschieren vermag.
Mehr bietet der Film nicht. Wer sich an der Harter-Bulle-gegen-böse-Bullen-Geschichte noch nicht satt gesehen hat, bekommt mit Street Kings handwerklich gut gemachte Durchschnittskost, deren laute Inszenierung die erzählerischen Schwächen nicht immer übertünchen kann. Das männliche Publikum wird mit jeder Menge Action und Machismo beglückt, das weibliche wird überwiegend die Hände überm Kopf zusammenschlagen.
Felix “Flex” Dencker