USA, 2011
Kinostart: 31.03.2011

Nix mit Schlagsahne

Eine alte Autorenweisheit besagt: Gib dem Publikum nicht das, was es will. Gib ihm das, was es braucht.
Professor Zack Snyder war so freundlich, einen Film zur Veranschaulichung dieses Grundsatzes zu drehen.

Das Science-Fiction-Fantasy-Abenteuer-Psychodrama Sucker Punch erzählt die Geschichte von Babydoll (Emily Browning), die nach dem Tod ihrer Mutter in eine Irrenanstalt gesperrt wird, damit sie ihren Stiefvater nicht wegen Vergewaltigung anzeigen kann.
In der Anstalt, die von Carla Gugino und/oder Oscar Isaacs geleitet wird, liegt Lsd in der Luft, das es den jugendlichen Insassinnen erlaubt, ihren schwierigen Alltag in Form von CGI-Metaphern zu bewältigen: Jedes Mal, wenn sich ein großer oder kleiner Plotpunkt anbahnt, schließt Browning die Augen und steht plötzlich gemeinsam mit Jena Malone, Abbie Cornish, Jamie Chung und Vanessa Hudgens auf einem computergenerierten Schlachtfeld. Dort kämpfen die Grazien gegen dämonische Samurais, Nazi-Zombies, futuristische Roboter oder auch einen grobmotorischen Drachen, bis Browning die Augen öffnet und die Umherstehenden für etwas applaudieren, das der Zuschauer nicht gesehen hat.

Dass die relevanten Handlungselemente ausgeblendet werden, um Platz für zusammenhanglose Spezialeffekt-Sequenzen zu machen, ist das skurrilste Problem des Films, doch beileibe nicht das einzige.
Mit seinen diversen Fabelwesen und knapp bekleideten Jungdarstellerinnen ist Sucker Punch offensichtlich als Comic-Con-Pornofilm ausgelegt, der Alles bieten soll, wonach jungfräuliche Fanboys darben. Doch ohne einen Hauch von Substanz, ohne echte Emotion und mit mehr Denkfehlern als eine Bundestagsdebatte ist der Film nicht nur eine Beleidigung für jeden Intellekt, sondern vermag auch in keinster Weise zu bewegen und bleibt somit sterbenslangweilig.

Davon ausgehend muss man es Snyder positiv anrechnen, dass er den Film nach einem geschätzt 30-seitigen Drehbuch inszenierte und den Rest mit Zeitlupen auffüllte. Bei einer derart vergurkten Erzählung wäre mehr mit ziemlicher Sicherheit weniger gewesen.

Glaubt man Kindern, reicht Schlagsahne als Mahlzeit völlig aus. Und deshalb sollten Kinder auch keine Filme inszenieren.

Felix Flex” Dencker