USA, 2007
Kinostart: 17.05.2007
Es gibt Filme, die kreieren ihre eigenen kleinen Parallel-Universen - abgeschlossene Welten, die von individuellen Mechanismen angetrieben werden. Wer bei The Fast and the Furious etwas gelten will, muss Tempolimits brechen. Bei Hackers muss man sich als Geek ausweisen, um Angelina Jolie abzuschleppen.
Bei Stomp the Yard ist es Synchronstampfen.
Richtig gelesen: In der Welt von Stomp the Yard steht und fällt jeglicher Respekt mit den Fertigkeiten im Steptanzen. Bzw. der Mischung aus Stepptanz, Breakdance und synchronisiertem Rumbrüllen, die der Film als Stepptanz verkauft.
Held der Geschichte ist Dj (Columbus Short), der mit seinen Homies auf feindlichem Territorium die dortigen Hupfdohlen bei einem Dance Battle besiegt. Da die Gegner in solchen Filmen nunmal schlechte Verlierer sind, töten diese daraufhin DJs Bruder. Also muss er zu seinem Onkel nach Georgia umziehen, wo die rechtschaffene Theta-Bruderschaft seit Jahren im Zwist mit den besseren, aber furchtbar versnobten Stampfern der Gamma-Bruderschaft steht. Wird sich Dj den Netten oder den Angebern anschließen? Wird er die süße April (Meagan Good) für sich gewinnen, oder wird sie in der arrangierten Beziehung mit Gamma-Stampfer Grant (Darrin Henson) bleiben? Wird die Theta-Bruderschaft mit DJs unkonventionellem Tanzstil endlich die Meisterschaft gewinnen?
Fragen über Fragen.
Sportfilme haben es gut. Sie müssen weder clever konstruierte Plots noch überraschende Wendungen aufbieten, die darstellerischen Leistungen sind ebenso unbedeutend wie die Dialoge und sämtliche Außenseiter-Aufstiegs-Klischees sind im Genre praktisch schon eingebaut. Lediglich eine Voraussetzung muss kategorisch erfüllt sein: die Sportszenen müssen mitreißen.
Und hier geht Stomp the Yard das Sitzfleisch auf Grundeis. Während im offensichtlichen Vorbild, dem 2006er Hit Step Up, die Coolness des Hip-Hop-Streetstyles und die Anmut des traditionellen Balletts von Regisseurin Anne Fletcher packend eingefangen wurden, glänzt Stomp the Yard mit der Grazie einer Truppe Marines beim Synchronschwimmen.
Die beste Gelegenheit für aufregende Tanzszenen - die Eingangsszene, in der Dj und seine Jungs alleine “battlen” - wird durch die unvorstellbar schlechte Wackelkamera vernichtet, die selbst DJs sterbenden Bruder noch einfängt, als sei der Kameramann ein parkinsonkranker Speed-Freak.
Short und Co. mögen zweifellos eine heiße Sohle aufs Parkett legen können, doch Regisseur Sylvain White traute ihnen offensichtlich nicht zu, den Film damit zu tragen. So versauen seine hibbeligen Schnitte und Dave Scotts überwiegend lahmarschige Choreographie selbst die Pausen, die Drehbuchautor Robert Adetuyi zwischen den zahlreichen dämlichen Subplots lässt.
Die Zielgruppe von Stomp the Yard beschränkt sich somit auf Stepptänzer, die auch endlich mal als Helden portraitiert werden wollen.
Schade nur, dass die Moves, die den großen Wettbewerb gewinnen, so rein gar nichts mit Steppen zu tun haben.
Felix “Flex” Dencker