USA, 2007
Kinostart: 27.06.2007
Es ist eines der größten Comebacks der Nuller Jahre: Kurz nach Rocky und noch vor Rambo und Indiana Jones gibt sich mit John McClane der zweite Held der altgedienten Actionriege die Ehre im neuen Jahrtausend. Treu dem Prinzip der ersten Teile sind es auch in Stirb Langsam 4.0 böse Terroristen, die das Wohl und die Sicherheit der USA bedrohen. Wie das “Punkt Null” im Titel andeutet, handelt es sich bei den Methoden des Terrors nicht um die der klassischen Art, sondern um die des neuen Millenniums. Mit Hilfe einer handvoll Hacker wollen die beiden Terroristen Thomas Gabriel (Timothy Olyphant) und Mai Lihn (Maggie Q) ausgehend von Washington in mehreren Schritten Infrastruktur, Versorgungssysteme und Finanzwesen lahm legen und das Land in Panik und Anarchie stürzen. Die ersten Schritte laufen wie geplant, FBI und NSA sind machtlos gegen die unkonventionellen Methoden des “Virtuellen Terrorismus”. Doch Gabriel und seine Truppe kampfgewandter Mittel- und Osteuropäer haben die Rechnung ohne John McClane (Bruce Willis) gemacht, der einmal mehr einen rabenschwarzen Tag erwischt hat.
Zwischen den Smokin Aces’, 16 Blocks’ und Mission Impossibles musste scheinbar einer der alten Helden her, der mit voller Absicht wie ein Fremdkörper in dieser digitalen Welt wirkt, um den Neuen zu zeigen, wie ein guter Actionfilm auszusehen hat. Keine dramaturgischen Experimente, keine Plottwists aus der Autorenhölle und keine Dialogzeile zuviel. Stirb Langsam 4.0 ist formal ein Film der alten, geradlinigen Schule, bleibt aber dennoch zeitgemäß. So ist das Post-9/11 Trauma in den kameraüberwachten USA ein ständiges Thema und durch die geschickte Medienmanipulation der Terroristen wird aufgezeigt, wie abhängig die moderne Welt von technischen Systemen ist. Funktionieren diese Systeme nicht mehr, fallen die wirtschaftlichen wie gesellschaftlichen Grundpfeiler in sich zusammen. Die Durchführung mag plakativ wirken, erweist sich jedoch als funktionale Grundlage für den altbekannten, effektiven Hauptplot des “Man on a Mission”.
Die Frage, wie viel Action eigentlich zu viel Action ist, darf man sich bei Stirb Langsam 4.0 also nicht stellen. In atemlosem Tempo werden die gut zwei Filmstunden mit allem gefüllt, was das moderne Effektkino hergibt. Regisseur Len Wiseman gelingt in Stirb Langsam 4.0 die richtige Mischung aus Action, Humor und nötigem Ernst, um seiner Bombastinszenierung, die es nur ein Mal wirklich übertreibt, eine annähernd glaubwürdige Basis zu verleihen. So zielt dieser Mix eindeutig auf Unterhaltung ab: One-Liner en masse, Situationskomik, Selbstreferenzen und ein ordentlicher Schuss figuren- und rollenspezifische Selbstironie lockern das Geschehen nicht nur auf, sondern werden zum zentralen Element. Ihren Anteil daran hat ohne Frage auch die Schauspielriege — darunter auch Justin Long und Mary Elizabeth Winstead, die sich wunderbar in dieses Unterhaltungskonzept einfügt und den Film weitgehend über Formelhaftigkeiten erheben.
Fazit: Mit Stirb Langsam 4.0 gelang der beste und unterhaltsamste Actionfilm der letzten Jahre. Er rockt und rollt, macht irre Spaß und rettet ganz nebenbei den modernen Actionfilm.
Christian Simon