Originaltitel: Step Brothers
USA, 2008
Kinostart: 11.09.2008
Arrested Development
Manchmal muss man einfach zu seinen Vorlieben stehen. Die Coen-Brüder drehten 2001 mit The Man Who Wasn’t There einen Film, der ihre Liebe zu monochromatischen Farbstimmungen auf die Spitze trieb, Effektspezialist James Cameron arbeitet derzeit an Avatar, dessen Hauptfigur im Computer generiert wird. Judd Apatow schreibt, inszeniert und produziert eine Komödie nach der anderen, und fast alle drehen sich mehr oder weniger direkt um das selbe Thema: Erwachsene, die nicht erwachsen werden wollen. Stiefbrüder treibt dieses Prinzip auf die Spitze und erzählt von zwei Männern um die 40 (Will Ferrell und John C. Reilly), die immer noch bei ihren Eltern wohnen. Als Ferrells Mutter (Mary Steenburgen) und Reillys Vater (Richard Jenkins) heiraten und die beiden plötzlich zu Stiefbrüdern werden, müssen sie sich ein gemeinsames Kinderzimmer teilen. Das geht nicht lange gut.
Es ist immer gewagt, einen 90-Minüter um einen einzigen Witz herum zu konstruieren, und bei Stiefbrüder unterhält die Prämisse kaum länger als etwa 10 Minuten. Regisseur Adam McKay landete vor zwei Jahren einen Volltreffer mit seiner Nascar-Satire Ricky Bobby, allerdings zeigte der verlängerte Director’s Cut bereits immense Timing-Probleme. Diese setzen den Stiefbrüdern über die gesamte Laufzeit zu. Praktisch jede einzelne Szene ist ein kleines bisschen zu lang, was den Eindruck weiter verstärkt, der Film sei auf Sand gebaut.
Der Film hätte kaum mehr zu bieten als der Trailer, wären da nicht die Darsteller. Ferrell und Reilly führen sich, wie nicht anders zu erwarten war, eher wie bockige Sechsjährige auf als wie unreife Erwachsene, sind aber in diesen Rollen, wie ebenfalls nicht anders zu erwarten war, brillant. Diesen beiden kann scheinbar nichts den Wind aus den Segeln nehmen, und wenn sie sich ein Etagenbett bauen, um Platz für Schwertübungen zu haben, kann man das Ergebnis in Karat messen.
Glaubwürdig ist die Konstellation allerdings zu keiner Zeit. Auch der Umgang mit den beiden, den Mary Steenburgen und der immer großartige Richard Jenkins an den Tag legen, ist übertrieben, wo er dem Film eine Erdung in der Realität hätte geben sollen.
Stiefbrüder ist beim besten Willen kein guter Film. Doch immerhin ist er erstaunlich oft witzig.
Felix “Flex” Dencker