USA, 2010
Kinostart: 26.08.2010
Der Dank für Filme wie diesen gebührt wohl James Cameron. Wer seit Aliens ein Sequel plante, von dem wurde in erster Linie eines verlangt: mehr von dem, was den Vorgänger auszeichnete, selbst wenn damit nur die Anzahl der Außerirdischen oder, wie hier, die der Tanzeinlagen gemeint war. Dem aber nicht genug. Denn wer 2010 ein Sequel plant, der braucht nicht nur mehr vom Bewährten, der braucht das Ganze obendrein in 3D. Auch dafür Danke, James Cameron. Nicht erst seit Avatar, aber seit Camerons Riesenerfolg umso mehr, befindet sich die kommerzielle Filmwelt in einem erweiterten Auslotungsprozess. Wird sich 3D, diesmal im digitalen Gewand, als neuer Standard durchsetzten oder nicht? Auch wird herauszufinden sein, für welche Genres und Programmformate eine 3D-Präsentation überhaupt Sinn macht. Der moderne Tanzfilm scheint dank seiner Visualität und wohl auch aufgrund seiner Handlungsarmut jedenfalls ein willkommenes Testgelände.
So springt Step Up 3D auch gleich ins dreidimensionale Tanzgeschehen, und zwar nicht mehr in Baltimore, dem Schauplatz beider Vorgängerteile, sondern auf dem Campus der New York University.
Hier wird Ingenieurs-Erstsemester Moose (Adam G. Sevani), eine im zweiten Film noch sträflich zu kurz gekommene Nebenfigur, in einen Tanz-Battle verwickelt, der ihm Tür und Tor zur Straßentanzwelt New Yorks öffnet. Moose wird Teil einer Crew von Individualisten, angeführt von Luke (Rick Malambri), die den mit 100.000 Dollar dotierten Wettbewerb „World Jam“ gewinnen will.
Nun ist es nicht so, dass die Step-Up-Reihe für ihre einfallsreichen Handlungsstränge bekannt wäre. Ein halbwegs solides Grundgerüst konnte aber auch diesmal auf die Beine gestellt werden. Doch mal ehrlich, wieviel kann man bei einem Sportfilm mit „Verwirkliche-Deinen-Traum“-Botschaft schon falsch machen?
So durchläuft Luke, der aussieht wie ein junger Eric Dane, mit seiner Herzdame Natalie (Sharni Vinson) an der Hand diverse unbedeutende wie bestens bekannte Liebes- und Selbstfindungs-Szenarien, die einzig dazu dienen, die Handlung irgendwie zur nächsten Tanzeinlage zu befördern. Und da es Step Up 3D mühelos schafft, die bereits mit dem letzten Teil erschreckend tief gelegte Latte der Dialogqualität ein weiteres Mal zu unterlaufen, freut sich der geneigte Kinogänger über angenehm kurze Wartezeiten zur nächsten Tanzsequenz. Erst recht, weil sich diese wirklich sehen lassen können. Regisseur Jon M. Chu, bereits für Step Up 2 The Streets verantwortlich, inszenierte einmal mehr mit viel Gespür für den effektreichen Hip-Hop-Tanz, der sein erklärtes Ziel nicht verfehlt. Dass der 3D-Effekt, der hier zum vollen Einsatz kommt, beizeiten etwas zu künstlich wirkt, stört angenehm selten - was jedoch allein dem Programmformat geschuldet ist. Ein Genre wie der Tanzfilm, das in
seinem Selbstverständnis wie in seiner Inszenierung auf den guten Effekt aus ist, wird durch in die Kamera (und damit in den Zuschauerraum) ragende und geworfene Gegenstände und Körperteile nicht merklich gestört. Was in anderen Spielfilmen, jüngst erkennbar im Trailer zu Resident Evil: Afterlife, oft befremdlich und marktschreierisch wirkt, fügt sich hier in die ohnehin vom Film gesuchte Ästhetik des Zeigens und Zurschaustellens.
Dennoch darf man festhalten, dass die Choreographien nicht zuletzt aufgrund ihrer Qualität auch in 2D funktioniert hätten. Insbesondere die großen Battle-Sequenzen mit sehr runden Kompositionen aus Musik, Choreographie und Kameraarbeit gelangen außerordentlich sehenswert.
Der dritte Teil der Step-Up-Franchise setzt damit konsequent den Weg fort, den Step Up 2 The Streets vor zwei Jahren beschritt. Dass dies jedoch ein Weg ist, der sich immer weiter von dem entfernt, was Anne Fletchers ersten Film von 2006 auszeichnete, ist ohne Frage zu bedauern. Vom heutigen Standpunkt aus betrachtet, wirkt Step Up geradezu bescheiden. Fletchers Film bot seinerzeit eine einfache, aber gefällige Story um ein scheinbar gegensätzliches Tanzpaar, durch das auch zwei gesellschaftliche Welten zusammenfanden. Dass sich diese Idee auf die musikalisch-tänzerische Ebene übertrug, mit der Symbiose aus Hip Hop und Klassik, machte Step Up überaus sehenswert.
Was von all dem jedoch zwei Sequels später übrig bleibt, sind der Ansatz im Hip-Hop-Tanz und die Qualität der Dialoge. Mit dem gänzlichen Verlust der ursprünglichen Idee kam der Serie nicht nur das letzte Bisschen Substanz, sondern auch ein Alleinstellungsmerkmal abhanden. So ist Step Up 3D nicht unbedingt ein Film für Leute, die den ersten Teil mochten. Aber mit Sicherheit einer, der die Fans des zweiten nicht enttäuschen wird.
Christian Simon