USA, 2009
Kinostart: 18.06.2009

Papiertiger

Wenn ein geschätzter Mitarbeiter nach vielen Jahren vor die Tür gesetzt wird, rotten sich die Kollegen manchmal zusammen und halten Abschiedsreden, in denen die Qualitäten des scheidenden Kollegen über den grünen Klee gelobt werden. Immer pünktlich, immer korrekt und hat eigentlich die ganze Firma zusammengehalten.
Bei State of Play ist es der Print-Journalismus, der auf dem Weg nach draußen nochmal zum Retter der freien Welt erklärt wird.

Russell Crowe verkörpert als etwas aus der Form geratener, doch gerissener Investigativjournalist Cal McAffrey die Tugenden, die sich die Printmedien so gern auf die Fahne schreiben. Rachel McAdams repräsentiert als Bloggerin Della Frye die neuen Medien - hübsch anzusehen, oberflächlich und nur ungern bereit, für eine gute Story auf Schlaf zu verzichten.
Die beiden behandeln nun gemeinsam den Fall der Praktikantin eines Kongressabgeordneten, die unter seltsamen Umständen ums Leben gekommen ist. Ihr Chef untersucht gerade die dubiosen Machenschaften eines milliardenschweren Sicherheitsunternehmens, da gerät die Behauptung, es sei Selbstmord gewesen, in Zweifel.
McAffrey braucht nicht lange, einen Zusammenhang zwischen der umgekommenen Praktikantin und einem kurz vorher geschehenen Doppelmord herzustellen und kommt langsam aber sicher einer Verschwörung auf die Schliche, die bis in hohe politische Kreise reicht.

State of Play ist die 127-minütige Zusammenfassung einer sechsstündigen Bbc-Serie aus dem Jahr 2003. Da muss natürlich viel Handlung in wenig Zeit gepresst werden, doch bei manchen Wortgefechten drängt sich der Eindruck des Selbstzwecks auf. Stakkato-Dialoge sind die Wackelkamera des Politthrillers, und manchmal muss man halt davon ablenken, dass die Geschichte nicht so clever konstruiert ist, wie sie scheinen soll.
Der Plot um die Machenschaften des Konzerns PointCorp. ist spannend, das Ende mit seiner Vielzahl an Finten jedoch überladen und die letzte Wendung schlichtweg dämlich. Zudem nimmt die Art, wie McAffrey und Frye den Fall auflösen, zunehmend unwahrscheinliche Abkürzungen. Wie störend das in einem Genre ist, in dem zerzauste Reporter im Alleingang die Arbeit der Polizeibehörden erledigen, muss jeder für sich entscheiden.

State of Play ist gut gespielt, routiniert inszeniert und wäre offensichtlich gerne ein neuer All the President’s Men. Mit seinem flachen, aufgeblasenen Finale und der überzogenen Verehrung der Printmedien ist er leider eher etwas für Nostalgiker als für Fans glaubwürdiger Thriller.

Felix Flex” Dencker