USA, 2013
Kinostart: 09.05.2013
Sag nicht “Star Trek 2”!
Kaum zu glauben: Ganze vier Jahre ist es bereits her, da hievte J.J. Abrams mit einem imposanten Gewaltakt Star Trek zurück in die Relevanz. Der Zeitreise-Kniff erlaubte es Abrams, eine frische wie vorlagengetreue Geschichte zu erzählen, die bei Fans und Neulingen gleichermaßen Anklang fand.
Entsprechend hoch sind die Erwartungen an das neue Leinwand-Abenteuer der Mannschaft um Captain Kirk, der sich dieses Mal mit einem Verräter aus den eigenen Reihen konfrontiert sieht.
… heißt es zumindest im Pressetext und wäre sicherlich auch überaus spannend gewesen.
Der Terrorist John Harrison, der die Sternenflotte in Angst und Schrecken versetzt, entpuppt sich als Geist aus der Vergangenheit, was Abrams ein oder zwei Anspielungen auf die alten Filme erlaubt und denjenigen Fans Freude bereiten wird, denen bloße Nennungen bekannter Namen ein entzücktes Jauchzen entlocken.
Harrison wird von Benedict Cumberbatch kraftvoll und überzeugend gespielt, hat jedoch für dieses neue Trek-Universum, und damit den Film, keinerlei Wert, da der geschichtliche Hintergrund, der die Figur ursprünglich zu einem besonderem Gegner machte, in dieser Zeitlinie schlicht fehlt.
Dieser Mangel an Substanz ist leider etwas, das sich dem Film als Ganzes attestieren lässt. Abrams inszeniert das hohe Maß an Action gewohnt gekonnt und voller Energie, so dass niemals Langeweile aufkommt. Doch war es nicht die Action, die dem ersten Star Trek seine Seele gab, sondern die Vielzahl an Charaktermomenten, die die ikonischen Figuren menschlich werden ließen. Derartige Augenblicke sind in der zweiten Runde auf das Dreiergespann Kirk, Spock und Harrison beschränkt. Die Beziehung Kirk/Spock wird konsequent fortgeführt und sorgt für einige amüsante Momente. Die restlichen Figuren hingegen bekommen jeweils maximal ein bis zwei Szenen, um sich zu profilieren, und diese fühlen sich unweigerlich wie Pflichtübungen an, wie auch der blinzelkurze Auftritt der Klingonen, der völlig folgenlos bleibt.
Wo Star Trek mit Charme und Seele gefiel, fühlt sich Star Trek Into Darkness überraschend mechanisch an. Die spürbare Mühe, mit der Regisseur Abrams an der alten Kontinuität festhält, beraubt seine Geschichte um Tiefe und Wert. Die Actionszenen, die pünktlich alle 10 bis 15 Minuten eingestreut werden, sind spannend inszeniert, wirken jedoch ähnlich formelhaft wie die mechanischen Probleme, die für Dramatik sorgen, wenn es gerade niemanden zu jagen gibt. Star Trek Into Darkness funktioniert als Unterhaltungskino mit ordentlichen Schauwerten und packend inszenierter Action. Doch nach der positiven Überraschung des ersten Films kommt man nicht umher, sich etwas mehr zu wünschen.
Felix “Flex” Dencker