USA, 2009
Kinostart: 07.05.2009
Manchmal sind die Erwartungen einfach zu hoch.
Regisseur und Produzent J.J. Abrams musste mit Star Trek nicht nur einen unterhaltsamen Actionfilm hinlegen, ihm wurde die Zukunft der gesamten Reihe in die Hände gelegt. Wieder einmal galt es, die Brücke zwischen den Hardcore-Fans und dem Mainstreampublikum zu schlagen, was bisher noch jedes Mal misslungen ist.
Manchmal treffen die Erwartungen auch genau auf den Punkt.
Abrams’ Film ist ein zweistündiges Spaßfest geworden, das nicht nur die Star-Trek-Reihe wiederbeleben wird, sondern auch dem darbenden Science-Fiction-Genre neues Leben einhauchen könnte.
Abrams und seine Drehbuchautoren bedienen sich altbewährter Mittel, um ihre Geschichte zu erzählen. Die Handlung folgt dem üblichen Monomythos - Der Held wird zum Abenteuer gerufen, weigert sich, wird von einem Mentor überredet, durchläuft Bewährungsproben, trifft auf Freunde und Widersacher, lernt Verantwortung zu übernehmen… streng genommen ist es ein kleines Wunder, wie frisch das alles wirkt. Roberto Orci und Alex Kurtzman schrieben spritzige Dialoge, die von sämtlichen Darstellern mit Gusto vorgebracht werden. Vor allem Chris Pine als Rebell Kirk ist auf den Punkt besetzt, ebenso Zachary Quinto als Spock. Simon Pegg ist als Scotty für comic relief zuständig, Karl Urban bringt als Pille McCoy eine gesunde Portion Pessimismus an Bord, Zoe Saldana ist als Uhura schön anzusehen, und Anton Yelchin spricht als Chekov mit fast glaubwürdigen russischem Akzent - also alles genau wie es sein soll. Star-Trek-Fans nur allzu bekannt: Die Zeitreise als Lösung aller Plotlöcher. Abrams, Orci und Kurtzman gehen gleich in die Vollen und bauen den gesamten Neustart der Serie darauf auf. Ob der geneigte Fan sich damit anfreunden kann oder nicht, auf diese Weise wird die Tür für Überraschungen geöffnet, die in einem konventionellen Remake nicht möglich gewesen wären, und jedwede Änderungen gegenüber etabliertem Wissen, von Kleinigkeiten wie Kirks Teilnahme am Kobayashi-Maru-Test bis hin zum Schicksal einer ganzen Spezies, sind so automatisch miterklärt bzw. -entschuldigt.
Doch die meiste Zeit ist es ohnehin zu laut, um über Derartiges nachzudenken. Das Rekordbudget ermöglichte Rekordeffekte, und Star Trek sah noch nie so gut aus. Es gibt einen kleinen Aussetzer auf einem möchtegern-Hoth-Eisplaneten, auf dem Kirk von einem CGI-Monster verfolgt wird, das wenig überzeugend animiert und unwichtig für die Geschichte ist, doch davon abgesehen ist die Optik durchweg beeindruckend. Dazu gesellt sich Michael Giacchinos passend bombastische Musik, und das audiovisuelle Erlebnis ist perfekt.
Indem J.J. Abrams den Erwartungen gerecht wurde, gelang ihm eine echte Überraschung: Der beste Star-Trek-Film seit mindestens 13 Jahren, ein toller Einstieg für Neulinge, und einfach ein riesengroßer Spaß.
Felix “Flex” Dencker