Originaltitel: Gridiron Gang
USA, 2006
Kinostart: 04.01.2007
Sean Porter (Dwayne “The Rock” Johnson) ist Bewährungshelfer in einer Jugendstrafanstalt. Obwohl er seine Arbeit liebt und verzweifelt versucht, seinen Schützlingen einzutrichtern, dass sie nach ihrer Entlassung nicht wieder auf die schiefe Bahn geraten sollen, sieht die Realität gänzlich anders aus: 75% der Jugendlichen kommen wieder in den Knast zurück oder sterben auf der Straße. Um den Kids Dinge wie Respekt, Teamgeist und Verantwortungsbewusstsein beizubringen, entschliesst sich Porter kurzerhand, aus dem bunten Haufen eine Footballmannschaft zu machen. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten gelingt es ihm gemeinsam mit seinem Kolelgen Malcolm Moore (Xzibit), ein beachtliches Team zu formen. Doch erst im sportlichen Schlagabtausch mit den umliegenden Highschools soll sich zeigen, wie gut die neu gegründeten Mustangs wirklich sind…
“Nach einer wahren Geschichte” prangt auf dem Filmplakat von Phil Joanous erster Kino-Regiearbeit seit Mississippi Delta - Im Sumpf der Rache aus dem Jahre 1996. Und tatsächlich hatte der echte Sean Porter aus Frust über die katastrophale Rückfallsrate die - für viele Insassen des Camp Kilpatrick rettende - Idee, den Us-Nationalsport Football zur Persönlichkeitsbildung zu nutzen. Dwayne Johnson, in jungen Jahren selbst ein talentierter Footballspieler, erweist sich als der Glücksgriff für das über weite Strecken konventionelle Sportdrama. Überzeugend mimt er Schleifer, Freund und Vaterfigur in Personalunion und beweist mit spürbarer Leidenschaft und beachtlicher Leinwandpräsenz erneut, dass er einen Film problemlos auf seinen breiten Schultern tragen kann. The Rock ist somit das Gesicht von Spiel auf Bewährung, die Seele und gleichzeitig Moral der Geschichte wird aus dem Drehbuch von Jeff Maguire (Timeline) gewonnen. Denn obwohl nicht jeder Subplot funktioniert und so manchem Dialog weniger Pathos besser zu Gesicht gestanden hätte, wird die Grundessenz, dass Sport wesentlich mehr sein kann als bloße Freizeitbeschäftigung, absolut glaubwürdig vermittelt. Das durchaus realistische soziale Umfeld der Inhaftierten bietet zudem die notwendige Basis für eine Reihe handlungsrelevanter Konflikte, wobei der tragischen Hintergrundgeschichte des Gangmitglieds Kenny, brav gespielt von Trever O´Brien, am meisten Zeit eingeräumt wird. Den kompakten Sportsequenzen steht somit ein inhaltlich gleichwertiger Part mit sinnvoller Systemkritik und den kleinen und großen Dramen der Protagonisten gegenüber. Im übrigen schafft es Rapper Xzibit in seiner Nebenrolle als Co-Trainer zum allerersten Mal in seiner Schauspielkarriere, nicht völlig deplaziert zu wirken.
Die Inszenierung geriet solide, ohne zu begeistern. Während die Footballszenen durch die starke Kameraarbeit von Jeff Cutter überwiegend hervorragend unterhalten, wird zwischendurch schon mal kräftig im Pathostopf gerührt. Vor allem Trevor Rabins Musik schießt hierbei ein ums andere Mal übers Ziel hinaus. Nichtsdestotrotz werden Freunde von ähnlich gelagerten, ernsthaften Sportfilmen wie Die Kampfmaschine, Gegen jede Regel oder Coach Carter durchaus ihre Freude an dem Streifen haben.
Michael “Eminence” Reisner