Hongkong, 2008
Kinostart: 04.09.2008
Kei (Simon Yam) ist der Chef einer ausgefuchsten Bande von Taschendieben, die auf den Straßen Hongkongs erfolgreich ihrer “Arbeit” nachgehen. Doch der Zusammenhalt der Truppe wird schon bald auf eine harte Probe gestellt, als eine mysteriöse Frau namens Chun Lei (Kelly Lin) auftaucht und einen nach dem anderen gehörig den Kopf verdreht. Die Schönheit wird jedoch auf Schritt und Tritt vom fiesen Gangsterboss Mr. Fu (Hoi-Pang Lo) überwacht, der keine potentiellen Nebenbuhler zulässt.
Johnny To gehört mit Werken wie Ptu oder Election zu den angesagtesten Regisseuren des asiatischen Raums. Sein bevorzugtes Spielfeld ist das Gangstermilieu Hongkongs, das auch in Sparrow als Setting herhält. Doch statt harter Actionthrillerkot mit häufig überstilisierten Bildern überrascht Sparrow als leichtfüßige und über weite Strecken charmante Gaunerkomödie, die erst mit ihrem Finale an frühere Regiearbeiten Tos erinnert. Schon die beschwingte Exposition mit dem gemeinsamen Frühstück und dem morgentlichen Coup der Diebesquartetts zeigt die Stärken des kurzweiligen 90-Minüters auf: Die locker-flockige Inszenierung mit ihrer eleganten Kameraführung und dem grandiosen Jazz-Score des Franzosen Xavier Jamaux macht richtig Laune, die sich mit einigen amüsanten Slapstickeinlagen nur wenig später noch weiter zu steigern vermag.
Das gut aufgelegte Ensemble überzeugt ohne Ausnahme, wobei insbesondere “Mr. Cool” Sim Yam und die attraktive Chun Lei eine beeindruckende Leinwandpräsenz zeigen. Das Finale bricht mit seinen langen, ästhetisierten Zeitlupeneinstellungen dann zwar etwas mit dem bis dorthin bewusst lässigen Erzählton, bietet dafür aber die wohl originellste Shootoutszene seit Ewigkeiten. Desweiteren funktioniert Sparrow auch noch als liebevolle Hommage an Hongkong, denn To richtet seinen Blick bewusst auf die schmalen Gassen seiner Heimatstadt und vermittelt damit ein gänzlich anderes Bild der hektischen Wirtschaftmetropole.
Fazit: Schon bei der diesjährigen Berlinale pfiffen es die Spatzen von den Dächern: Johnny To ist eine ausgesprochen vergnügliche Gaunerfarce gelungen, die ihre Zuschauer gut gelaunt aus dem Kino entlässt.
Michael “Eminence” Reisner