Originaltitel: Paris
Frankreich, 2008
Kinostart: 17.07.2008
Eine Stadt in Kurzform
Ein Tänzer aus dem Moulin Rouge erfährt von einer schweren Herzkrankheit. Seine Schwester, eine Sozialarbeiterin, nimmt sich eine Auszeit von ihrem Job, um sich um ihn zu kümmern. Er beobachtet von seinem Balkon aus eine hübsche junge Studentin. In diese hat sich auch ein Professor verkuckt, der gerade den Tod seines Vaters verarbeitet. Sein Bruder, ein Architekt, arbeitet an der Modernisierung der Stadt. In Kamerun macht sich ein Mann in einem baufälligen Kahn auf nach Frankreich, wo er auf ein besseres Leben und eine hübsche Französin hofft. Diese bandelt derweil mit einem Gemüsehändler an.
Wie man sich so erzählt, erfüllte sich Cédric Klapisch mit dieser Liebeserklärung an seine Heimatstadt einen Herzenswunsch, daher muss man dem Film hoch anrechnen, dass daraus keine Liebesverklärung wurde. Einige der Frauen sind waschechte Schlampen, einige der Männer korrespondierend naiv, notgeil und dumm. Dazwischen bewegen sich wohlmeinende und liebevolle Individuen, damit das Ganze nicht zu fatalistisch wird. Das Problem des Films sind weder die Figuren, noch ihre Schauspieler (auch wenn Romain Duris in der Rolle des Tänzers Pierre gewohnt steif bleibt).
Das Problem ist, dass sich die einzelnen Handlungsfäden nie zu einem harmonischen Ganzen verknüpfen. Klapisch wollte Paris als eine Summe vieler Teile zeigen, verschafft uns jedoch nur oberflächliche Einblicke in die Leben einiger Pariser, die archetypische Probleme ansprechen, emotional jedoch nicht greifen. Ein bisschen fühlt es sich an wie eine willkürlich herausgegriffene Episode einer Seifenoper, denn es fehlen nicht nur immanente Bezugspunkte zu den Charakteren, sondern auch ein rechtes Finale. Es gibt einen sinnlosen Tod sowie eine Carpe-Diem-hafte Moral von der Geschicht, doch diese wirkt unharmonisch ans Ende getackert und passt kaum zum Rest des Films.
So ist Paris bleibt unterm Strich eine Sammlung unterschiedlich gelungener Geschichtsfetzen, die vor allem in der ersten Hälfte einige sympathische Momente bietet, deren heterogenes Ende die Laufzeit von 130 Minuten aber beileibe nicht rechtfertigen kann.
Felix “Flex” Dencker