USA, 2012
Kinostart: 31.05.2012
oder “Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die bei Teenies Beliebteste im ganzen Land?”
Es war einmal eine Königin, die aussah wie Charlize Theron. Diese hatte panische Angst, eine Prinzessin, die aussah wie Kristen Stewart, könne schöner werden als sie. Also beauftragte sie einen Jäger (Chris Hemsworth), die Prinzessin Schneewittchen Snow White zu töten. Der Jäger stellte sich jedoch gegen die Königin, und bald zogen er und die Prinzessin gegen die Tyrannin in den Kampf.
Andere Figuren kommen natürlich vor, fallen jedoch nicht ins Gewicht. Die berühmten Zwerge beispielsweise sind mit u.a. Ian McShane, Nick Frost und Bob Hoskins sehenswert besetzt, dienen aber lediglich dazu, sich in einer Szene durch ein Loch zu zwängen; den Rest der Zeit sind sie damit beschäftigt, sich über Uninteressantes zu unterhalten. Ähnliches gilt für das Prinzenmilchbrötchen, das als Hauptfigur aufgebaut wird, nur um im letzten Akt von der Bildfläche zu verschwinden.
Nicht nur Charaktere, sondern auch so manche Szene und ganze Handlungsstränge sind für die Geschichte unbedeutend. Einer der spektakulärsten Momente des Trailer ist Snow Whites Begegnung mit einem riesigen Troll. Im Film erscheint dieser plötzlich, die Actionmusik dröhnt, der Troll haucht die Prinzessin grimmig an… und zieht wieder von Dannen. Diese allgemeine Planlosigkeit reicht bis in einzelne Einstellungen. Immer wieder erwischt die Kamera Figuren, die nichts tun und nichts sagen, unschlüssig in der Gegend umherblicken, als hätte der Regisseur seinen Darstellern keine Anweisungen gegeben. Besonders markant ist hierbei die letzte Szene des Films, in der Kristen Stewart dreinblickt, als versuche sie sich erfolglos an einem zweiten Gesichtsausdruck. Der Nachspann ist jedoch schneller.
Rupert Sanders gibt mit dem Film sein Kinodebut, daher liegt die Vermutung nahe, dass er sich mit dem Big-Budget-Projekt schlichtweg verhob.
Doch auch wenn die Regie sich jeder Brillanz entzieht, liegt die Hauptschuld natürlich beim Drehbuch, mit dem unter anderem Drive-Autor Hossein Amini enttäuscht. Um die hauchdünne Haupthandlung auf Spielfilmlänge zu bringen, bediente man sich bei so manchem Vorbild, ohne jedoch die Einzelteile zu einem homogenen Ganzen zu vermengen. Am Auffälligsten ist hier eine Szene in einem Feen-Wald, die direkt aus Prinzessin Mononoke entnommen scheint, und keinen anderen Sinn erkennen lässt, als die christliche Botschaft zu festigen. Dass die deutsche “Hans-Män”-Synchronisation den Karren nicht aus dem Dreck holt, versteht sich von selbst.
Snow White and the Huntsman ist ein Märchen-Spektakel mit einer Überdosis CGI und einem Mangel an Sinn. Die wahrscheinlichste Zielgruppe sind junge Mädchen, die sich am Anblick von Kristen Stewart und Chris Hemsworth erfreuen können, komme was wolle.
Dem Rest sei Spieglein Spieglein ans Herz gelegt, dort ist der Humor wenigstens Absicht.
Felix “Flex” Dencker